lovrary
William Shakespeare
Sonette
Sonett 1: Vom Schönen Wünschen Wir Daß Es Sich Mehrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vom Schönen wünschen wir daß es sich mehrt, Damit der Schönheit Rose nimmer sterbe Nein, wenn das Reifere die Zeit verzehrt,
Sonett 1: Wir Wünschen Blüte Der Vollkommenheit
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wir wünschen Blüte der Vollkommenheit, Auf daß der Schönheit Rose nie verdorrt, Doch ist dem Tod die reife Frucht geweiht,
Sonett 2: Fühlst Du Von Vierzig Wintern Einst Den Druck
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fühlst Du von vierzig Wintern einst den Druck, Die Deiner Schönheit Feld mit Furchen messen, Dann ist der Jugend angestaunter Schmuck
Sonett 2: Wenn Vierzig Winter Deine Stirne Drücken
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn vierzig Winter deine Stirne drücken Und tiefe Furchen deiner Schönheit ziehn, Sinkt deiner Jugend Kleid, von allen Blicken
Sonett 3: Sprich, Wenn Dein Bild Im Spiegel Dich Erfreut
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sprich, wenn dein Bild im Spiegel dich erfreut: Dem Antlitz lach' ein gleiches bald entgegen. Wenn sich sein frischer Glanz nicht jetzt erneut
Sonett 3: Blick' In Den Spiegel, Mahne Dein Gesicht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Blick' in den Spiegel, mahne dein Gesicht: Ein Abbild ihm zu geben, kam die Zeit, Sonst machst du aller Hoffnungen zunicht,
Sonett 4: Nutzloser Liebreiz! Willst Du Stets Vergeuden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nutzloser Liebreiz! Willst Du stets vergeuden Nur an Dir selbst, der Schönheit reiche Habe? Natur schenkt nicht, doch leiht sie dem mit Freuden,
Sonett 4: Nutzlose Schönheit, Immer Sinnst Du Nur
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nutzlose Schönheit, immer sinnst du nur, Auf dich verliehne Schätze zu verwenden! Doch nichts verschenkt, es leiht nur die Natur
Sonett 5: Die Stunden, Die Vollführt Mit Zarter Kunst
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Stunden, die vollführt mit zarter Kunst, Das Werk, worauf jetzt alle staunend blicken, Sie rauben einst ihm feindlich ihre Gunst,
Sonett 5: Die Stunde, Die Mit Stillem Fleiß Gewebt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Die Stunde, die mit stillem Fleiß gewebt Dein süßes Bild, dem jeder Blick sich neigt, Sie ist es, die sich als Tyrann erhebt
Sonett 6: Laß Dir Nicht Winters Rauhe Hand Den Schatz
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Laß Dir nicht Winters rauhe Hand den Schatz Des Lenzes rauben, eh' Du ihn vergraben, Füll ein Chrystall, bereichre einen Platz,
Sonett 6: Laß Nicht Des Winters Rauhe Hand Verderben
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Laß nicht des Winters rauhe Hand verderben In dir den Sommer, eh du dich verjüngt, Füll' ein Gefäß, die Schönheit zu vererben,
Sonett 7: Schau! Wenn Das Holde Licht Im Orient
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schau! wenn das holde Licht im Orient Erhebt sein flammend Haupt und aufwärts fleht Ein jedes Aug', es huld'gend anerkennt,
Sonett 7: Sieh, Wenn Im Ost Sein Haupt Im Strahlenkranz
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Sieh, wenn im Ost sein Haupt im Strahlenkranz Der holde Tag erhebt, anbetend kehren Sich alle Blicke zu dem jungen Glanz,
Sonett 8: Musik, Wie Hörst Du Sie Mit Trüben Blicken?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Musik, wie hörst du sie mit trüben Blicken? Kämpft Süß mit Süß? Freut sich nicht Lust der Lust? Wie liebst du das, was doch nicht kann beglücken?
Sonett 8: Du Bist Musik Dem Ohr, Und Doch Zur Last
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Du bist Musik dem Ohr, und doch zur Last Ist dir Musik? Ist Lust mit Lust entzweit? Das Schöne feind dem Schönen? Ist verhaßt
Sonett 9: Ist'S, Einer Wittwe Thränen Zu Ersparen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ist's, einer Wittwe Thränen zu ersparen, Was Dich in einsam, trüben Zustand hält? O! wirst Du kinderlos zur Grube fahren
Sonett 9: Ist Es Die Furcht, Die Ledig Dich Erhält
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ist es die Furcht, die ledig dich erhält, Daß einst dein Weib der Witwe Schmerz erfahre? Ach, wenn du einsam stirbst, so wird die Welt,
Sonett 10: Pfuy! Sage Nimmer Daß Du Lieb' Empfunden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Pfuy! Sage nimmer daß Du Lieb' empfunden, Da Du für Dich nicht Sorg' und Vorsicht übst. Wohl mancher ist mit Lieb' an Dich gebunden,
Sonett 10: O Schmach, Daß Du Nicht Liebst, Gesteh Es Ein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
O Schmach, daß du nicht liebst, gesteh es ein, Der du an dir nicht einmal Mitleid übst! Dir mögen viele ihre Liebe weihn,
Sonett 11: Du Steigst Hinab Und Könntest Aufwärts Steigen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Du steigst hinab und könntest aufwärts steigen, Im Deinen, dem vom Deinen Du ertheilt. Das jugendliche Blut ist noch Dein eigen,
Sonett 11: So Schnell Als Du Verwelkst, Wirst Du Erstehn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So schnell als du verwelkst, wirst du erstehn In einem Sproß zu alter Frühlingspracht, Es bleibt ja dein, mag Jugend auch vergehn,
Sonett 12: Sagt Mir Die Uhr Den Schnellen Flug Der Stunden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sagt mir die Uhr den schnellen Flug der Stunden, Und wenn ich Tag in Nacht versunken seh', Traur' ich daß Lenz und Blüthenzeit verschwunden
Sonett 12: Zähl' Ich Die Glocke, Die Die Stunde Kündet
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Zähl' ich die Glocke, die die Stunde kündet, Seh' ich den Tag vergehn in düstrer Nacht, Das Veilchen, das nach kurzer Blüte schwindet,
Sonett 13: O Wär'St Du Stets Du Selbst; Doch, Freund, Du Bist
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O wär'st Du stets Du selbst; doch, Freund, Du bist Nur Du, für dies so bald verstrichne Leben. Du sollt'st, gedenkend dieser kurzen Frist,
Sonett 13: Wärst Du Dein Eigen, Doch Du Bist Nur Dein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wärst du dein eigen, doch du bist nur dein, Geliebter Freund, in kurzen Erdentagen; Aufs Ende solltest du gerüstet sein,
Sonett 14: Die Schrift Der Sterne Kann Ich Nicht Ergründen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Schrift der Sterne kann ich nicht ergründen, Und doch will ich Astronomie verstehn; Doch nicht um Glück und Unglück zu verkünden,
Sonett 14: Nicht Les' Ich In Der Sterne Schicksalsbuch
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nicht les' ich in der Sterne Schicksalsbuch, Und doch glaub' ich, versteh' ich diese Kunst: Nicht meld' ich von der Zeiten Glück und Fluch,
Sonett 15: Betracht' Ich Wie, Was Wächst In Der Natur
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Betracht' ich wie, was wächst in der Natur, Vollkommenheit der Schönheit bald verliert. Scheinbilder zeigt die große Bühn' uns nur,
Sonett 15: Bedenke Ich, Wie Alles Hier Im Leben
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Bedenke ich, wie alles hier im Leben Nur kurze Weile im Zenite kreist, Wie in der Sterne unerforschtem Weben
Sonett 16: Doch Sprich? Warum Beginnst Mit Größrer Macht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Doch sprich? Warum beginnst mit größrer Macht Den Krieg mit dieser blut'gen Zeit Du nicht, Und raffst empor Dich aus der droh'nden Nacht,
Sonett 16: Doch Warum Suchst Du Besser Nicht Zu Schirmen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Doch warum suchst du besser nicht zu schirmen Dich vor der blutigen Tyrannin Zeit, Und suchest stärkern Schutz vor ihren Stürmen
Sonett 17: Wer Wird In Zukunft Meinem Verse Trauen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wer wird in Zukunft meinem Verse trauen, Wenn auch dein hoher Werth ihn ganz erfüllet? Doch kann ich nur als Grabmal Dir ihn bauen,
Sonett 17: Wird Glauben Wohl Dereinst Mein Lied Erwecken
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wird Glauben wohl dereinst mein Lied erwecken, Sprech' ich von dir? Und doch der Himmel weiß, Ein Grab sind meine Worte nur, die decken
Sonett 18: Vergleich' Ich Dich Dem Tag Im Holden Lenze?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vergleich' ich Dich dem Tag im holden Lenze? Du bist weit süßer, bist Dir immer gleich: Der Sturm zerreißt des Mayen Blüthen-Kränze,
Sonett 18: Soll Ich Dich Einem Sommertag Vergleichen?
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Soll ich dich einem Sommertag vergleichen? Er ist wie du so lieblich nicht und lind; Nach kurzer Dauer muß sein Glanz verbleichen,
Sonett 19: Zeit, Würgerinn, Bezwing' Des Löwen Muth
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zeit, Würgerinn, bezwing' des Löwen Muth, Die eignen Kinder schling' die Erd' hinab. Brich Du des nie gezähmten Tigers Wuth,
Sonett 19: Allmächt'Ge Zeit, Des Löwen Pranke Schwächen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Allmächt'ge Zeit, des Löwen Pranke schwächen Kannst du, du tilgst die ganze Erdenbrut, Du kannst den scharfen Zahn des Tigers brechen,
Sonett 20: Dir Gab Natur Ein Antlitz Weiblich Mild
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dir gab Natur ein Antlitz weiblich mild, Du, meiner Sehnsucht Herr und Herrscherin Ein weiblich zartes Herz; doch nicht erfüllt
Sonett 20: Dir Schuf Natur Ein Frauenangesicht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dir schuf Natur ein Frauenangesicht Mit eigner Hand, Herr-Herrin meiner Seele, Ein holdes Frauenherz, doch gab sie nicht
Sonett 21: Ich Möchte Nimmer Jenem Dichter Gleichen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ich möchte nimmer jenem Dichter gleichen, Der der geschminkten Schönheit Lob verkündet, Denn selbst der Himmel muß die Zierden reichen,
Sonett 21: Nicht Jener Muse Ähnelt Mein Gedicht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nicht jener Muse ähnelt mein Gedicht, Die aufgeschminkte Reize nur entflammen, Die, sich zu putzen, von dem Himmel spricht
Sonett 22: Nennt Mich Mein Spiegel Alt, So Glaub Ich'S Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nennt mich mein Spiegel alt, so glaub ich's nicht, So lang' der frohen Jugend Hand Dich führt Doch furcht die Zeit Dein liebliches Gesicht
Sonett 22: Dem Spiegel Glaub' Ich Nimmer Meine Jahre
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dem Spiegel glaub' ich nimmer meine Jahre, Solange dir die Jugend sich gesellt, Doch wenn ich Furchen erst an dir gewahre,
Sonett 23: Wie Auf Der Bühn' Ein Schlechter Spieler Thut
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie auf der Bühn' ein schlechter Spieler thut, Der in der Rede stockt, von Angst beklommen Und wie ein wild Geschöpf, erfüllt von Wuth,
Sonett 23: Wie Voller Angst Ein Schlechter Komödiant
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie voller Angst ein schlechter Komödiant, Der auf der Bühne seinen Spruch vergaß, So wie ein Raubtier, das in Wut entbrannt,
Sonett 24: Ein Künstler Ist Mein Aug', Es Malte Fein
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ein Künstler ist mein Aug', es malte fein. Dein Bildniß auf des Herzens Tafel hin. Mein Körper ist zu diesem Bild der Schrein;
Sonett 24: Mein Auge Hat Als Maler In Dem Schrein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Mein Auge hat als Maler in dem Schrein Des Herzens deinem Bild den Platz gegeben, Mein Busen schließt es gleich dem Rahmen ein,
Sonett 25: Mag Jener, Den Der Sterne Gunst Beglückte
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mag jener, den der Sterne Gunst beglückte, In öffentlichen Würden stolz sich blähn, Ich, den Fortuna nicht so glänzend schmückte,
Sonett 25: Laß Die, Die In Der Gunst Der Sterne Leben
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Laß die, die in der Gunst der Sterne leben, Mit Ehren prunken und der Titel Pracht, Wenn einsam ich, dem kein Triumph gegeben,
Sonett 26: Herr Meiner Liebe, Dessen Heil'Ge Banden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Herr meiner Liebe, dessen heil'ge Banden Mit königlicher Macht mein Herz umschlingen, Dir send' ich diesen schriftlichen Gesandten,
Sonett 26: Herr Meiner Liebe, Dem Ich Untertan
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Herr meiner Liebe, dem ich untertan, Dem alle meine Dienste sind zu eigen, Darf ich mich dir mit diesen Blättern nahn,
Sonett 27: Vom Weg' Erschöpft Eil' Ich Zum Lager Hin
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vom Weg' erschöpft eil' ich zum Lager hin Die Ruh' den müden Gliedern zu gestatten, Doch dann beginnt die Reis' in meinem Sinn,
Sonett 27: Erschöpft Werf' Ich Mich Auf Mein Lager Nieder
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Erschöpft werf' ich mich auf mein Lager nieder Zur Rast, die wohl nach langer Reise tut, Doch dann beginnt in meinem Haupte wieder
Sonett 28: Werd Ich Gesund Die Heimath Wieder Grüßen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Werd ich gesund die Heimath wieder grüßen Da mir der Ruhe Wohlthat nie gewährt? Nie will die Nacht des Tag's Beschwer versüßen,
Sonett 28: Wie Kann Ich Denn Zu Altem Frohsinn Kehren
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie kann ich denn zu altem Frohsinn kehren, Da mir das Labsal süßer Ruhe fehlt, Die Nächte nur die Last des Tages mehren
Sonett 29: Wenn Mit Den Menschen Und Dem Glück Entzweit
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wenn mit den Menschen und dem Glück entzweit Ich einsam wein' ob meines Schicksals Tücke, Daß laut mein Schmerz zum tauben Himmel schreit,
Sonett 29: Wenn Ich, Zerfallen Mit Geschick Und Welt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn ich, zerfallen mit Geschick und Welt, Als Ausgestoßner weinend mich beklage, Umsonst mein Flehn zum tauben Himmel gellt,
Sonett 30: Wenn Zur Gedanken-Sitzung In Der Brust
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wenn zur Gedanken-Sitzung in der Brust Ich die Erinnrung ruf' entschwundner Tage, Bewein' ich, einst ersehnt', entflohne Lust
Sonett 30: Wenn Zu Dem Rate Der Gedanken Kehren
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn zu dem Rate der Gedanken kehren So süß und still die Schatten alter Zeit, Muß vieles ich, was ich gesucht, entbehren,
Sonett 31: In Deiner Brust Da Wohnen All Die Herzen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
In Deiner Brust da wohnen all die Herzen, Die ich verlor, und die ich todt geglaubt Da thront die Lieb' in Wonn' und süßen Schmerzen,
Sonett 31: Die Herzen Alle Sind In Deiner Brust
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Die Herzen alle sind in deiner Brust, Die ich geliebt, die mir der Tod geraubt, In dir lebt Liebe und der Liebe Lust,
Sonett 32: Lang' Lebst Du Wohl Nach Meinem Frühen Ende
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Lang' lebst Du wohl nach meinem frühen Ende, Wenn plump der Tod mich mit dem Staub vereint Dann fällt vielleicht noch einst in Deine Hände
Sonett 32: Wenn Du Allein Zurückgeblieben Bist
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn du allein zurückgeblieben bist An jenem Tag, der mich zum Staube bannt, Und, was ich schrieb, zufällig wieder liest,
Sonett 33: Gar Manchen Morgen Sah Ich Hell Erglühn
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Gar manchen Morgen sah ich hell erglühn, Mit Herrscherblick die Bergesgipfel grüßen, Nähren mit goldnem Mund der Wiese Grün,
Sonett 33: Stolz Ging Schon Oft Der Junge Morgen Auf
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Stolz ging schon oft der junge Morgen auf, Mit Herrscherblick die Bergeszinnen grüßend, Vergoldend hell der blassen Ströme Lauf
Sonett 34: Wie Konntest Du So Schönen Tag Verkünden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie konntest du so schönen Tag verkünden, Daß ich den Mantel achtlos ließ zurück? Da auf dem Weg nun Wolken mich umwinden,
Sonett 34: Warum Versprachst Du Einen Schönen Tag
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Warum versprachst du einen schönen Tag und locktest ohne Mantel mich hinaus, Wo böses Wetter auf mich niederbrach,
Sonett 35: Was Du Begangen, Das Beklage Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was Du begangen, das beklage nicht. Schlamm trübt den Quell, die Ros' auf Dornen thront. Verfinstert wird des Mond's, der Sonne Licht,
Sonett 35: Nicht Klage Mehr Um Das, Was Du Verübt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nicht klage mehr um das, was du verübt, Da Bäche Schlamm und Rosen Dornen tragen, Verfinsterung selbst Mond und Sonne trübt,
Sonett 36: Wir Müssen Zwei Seyn, Offen Sag' Ich'S Jetzt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wir müssen zwei seyn, offen sag' ich's jetzt, Ist ewig auch untrennbar Lieb' und Treu Daß jeder Fleck, der meinen Ruf verletzt,
Sonett 36: Laß Mich Gestehn, Daß Wir Uns Trennen Müssen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Laß mich gestehn, daß wir uns trennen müssen, Sind auch die Herzen eins und ungeteilt, Allein will ich, von deiner Brust gerissen,
Sonett 37: Gleich Einem Schwachen Vater, Der Die Blicke
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Gleich einem schwachen Vater, der die Blicke Erlabt an seines Sohnes frischer Jugend, So ich, gelähmt durch meines Schicksals Tücke,
Sonett 37: So Wie Ein Greiser Vater Mit Entzücken
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So wie ein greiser Vater mit Entzücken Des jungen Sohnes Heldentat erfährt, So find' auch ich, vom Glück gelähmt auf Krücken,
Sonett 38: Kann Meiner Mus' Erfindung Je Entstehn
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Kann meiner Mus' Erfindung je entstehn, So lang' Du lebst? Der in den Vers mir geußt Dein süßes Selbst; so herrlich, hold und schön
Sonett 38: Wie Wär' Des Stoffes Meine Muse Bar
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie wär' des Stoffes meine Muse bar, Solang du lebst und in mein Lied ergießt Dein holdes Selbst, ein Stoff so wunderbar,
Sonett 39: Kann Ich Geziemend Deinen Werth Besingen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Kann ich geziemend Deinen Werth besingen, Da Du der beßre Theil nur bist von mir? Nie wird mein eignes Lob mir Ehre bringen
Sonett 39: Wie Soll Ich Feiern Dich In Rechter Weise?
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie soll ich feiern dich in rechter Weise? Du bist ja nur der beßre Teil von mir! Was soll es mir, daß ich mich selber preise?
Sonett 40: Nimm Was Ich Liebe, Liebster, Alles Hin
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nimm was ich liebe, Liebster, alles hin, Du hast was Du gehabt, und hast nicht mehr; Denn, was ich je geliebt mit treuem Sinn,
Sonett 40: Nimm Alle, Die Ich Liebe, Allesamt!
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nimm alle, die ich liebe, allesamt! Was hast du dann zu allem andern mehr? Nicht eine Liebe, die vom Herzen stammt,
Sonett 41: Erliegst Du Auch Den Lieblichen Gefahren
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Erliegst Du auch den lieblichen Gefahren, Wenn fern von Dir mein sengend Herze ist, So ziemt dies Deiner Schönheit, Deinen Jahren,
Sonett 41: Die Kleinen Sünden, Die Dein Loser Sinn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Die kleinen Sünden, die dein loser Sinn Manchmal begeht, wenn er nicht meiner denkt, Gehn deiner Jugend, deiner Schönheit hin,
Sonett 42: Daß Du Sie Hast, Das Könnt' Ich Noch Ertragen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß Du sie hast, das könnt' ich noch ertragen; Doch liebt' ich sie, wohl mag ich sagen, herzlich: Daß sie Dich hat, muß ich weit bittrer klagen
Sonett 42: Daß Du Sie Hast, Ist Nicht Mein Größter Schmerz
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Daß du sie hast, ist nicht mein größter Schmerz, Und doch hab' ich von Herzen sie geliebt; Daß sie dich hat, gibt dem gequälten Herz
Sonett 43: Dann Seh' Ich Wenn Ich Zu Die Augen Drücke
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dann seh' ich wenn ich zu die Augen drücke Denn was sie sehn am Tag' ist ohne Werth; Doch Nachts im Traum da sehn sie Dich, mein Glücke!
Sonett 43: Klar Seh' Ich Erst, Wenn Sich Mein Auge Schließt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Klar seh' ich erst, wenn sich mein Auge schließt, Das auf des Tages Bilder gern verzichtet, Doch wenn in Träumen es dein Bild genießt,
Sonett 44: O! Wär' Gedanke Meines Körpers Last!
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O! wär' Gedanke meines Körpers Last! Dann sollt' Entfernung meinen Fuß nicht binden; Trotz weiter Räume, eilt' ich sonder Rast
Sonett 44: Wär' Meines Körpers Schwerer Stoff Gedanke
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wär' meines Körpers schwerer Stoff Gedanke, Nicht hielte mich feindsel'ge Ferne auf, Vom letzten Ende, trotzend jeder Schranke,
Sonett 45: Das Reine Feu'R, Die Luft Mit Schnellem Zug
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Das reine Feu'r, die Luft mit schnellem Zug, Wo ich auch weile, sind Dir immer nah, Mein Sehnen ist's, und mein Gedankenflug
Sonett 45: Doch Zarte Luft Und Lautres Feuer Wanken
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Doch zarte Luft und lautres Feuer wanken, Die andern Elemente, nicht von dir; Als meine Wünsche sind sie und Gedanken
Sonett 46: Mein Herz Und Auge Sind Im Blut'Gen Streit
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mein Herz und Auge sind im blut'gen Streit Zu theilen Deines Anblicks reiches Gut: Das Aug' dem Herz Dich anzuschaun verbeuth,
Sonett 46: Mein Herz Und Auge Sind Sich Tödlich Feind
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Mein Herz und Auge sind sich tödlich feind, Die sich um deinen Vollbesitz beneiden: Mein Auge hat des Herzens Recht verneint
Sonett 47: Ein Friedensschluß Hat Aug' Und Herz Vereint
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ein Friedensschluß hat Aug' und Herz vereint, Und einer dient dem andern nun mit Freuden, Mein Auge heiß nach Deinem Anblick weint,
Sonett 47: Nun Ist Der Friede Wieder Eingekehrt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nun ist der Friede wieder eingekehrt, Und Herz und Auge haben sich vertragen: Wenn sich mein Aug' um einen Blick verzehrt,
Sonett 48: Wie Sorgsam, Da Ich Reiste, War Mein Thun
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie sorgsam, da ich reiste, war mein Thun In sichre Huth zu schließen jeden Tand, Daß ungenutzt, für mich, er möge ruhn,
Sonett 48: Wie Sorgsam Barg Ich Allen Meinen Tand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie sorgsam barg ich allen meinen Tand, Bevor ich schied, in wohlverschloßner Truhe, Daß unberührt er mir von fremder Hand
Sonett 49: Für Jene Zeit, Sollt' Ich Die Zeit Erleben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Für jene Zeit, sollt' ich die Zeit erleben, Wenn mich Dein Blick ob meines Unwerth's straft, Wenn Deine Lieb' ihr Höchstes ausgegeben
Sonett 49: Für Jene Zeit, Falls Je Die Zeiten Nahn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Für jene Zeit, falls je die Zeiten nahn, Da finster du auf meine Fehler siehst, Da deiner Liebe reicher Schatz vertan
Sonett 50: Wie Wird Der Lange Weg Durch Müh' Erschwert
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie wird der lange Weg durch Müh' erschwert, Da, was ich such', der weiten Reise Ziel, Dem Wohlseyn und der Ruhe sagen lehrt:
Sonett 50: Wie Müde Zieh' Ich Meinen Pfad Von Hinnen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie müde zieh' ich meinen Pfad von hinnen, Wenn selbst das Ziel, das meine Qual ersehnt, Mir Rast nur gibt, um traurig nachzusinnen
Sonett 51: Die Lieb' Entschuldigt So Das Träge Weilen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Lieb' entschuldigt so das träge Weilen Des faulen Thier's, das mich von hinnen trägt: Entfern' ich mich von Dir, was soll ich eilen?
Sonett 51: So Kann Die Liebe, Geht Es Fort Von Dir
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So kann die Liebe, geht es fort von dir, Dem trägen Roß Entschuldigung erteilen; Denn lass' ich dich, was soll das Hasten mir?
Sonett 52: So Bin Ich, Wie Der Reiche, Den Das Drehen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So bin ich, wie der Reiche, den das Drehen Des Schlüssels, zum verborgnen Schatze führt, Den er nicht stündlich will noch täglich sehen,
Sonett 52: Dem Reichen Gleich' Ich, Dessen Schlüssel Kann
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dem Reichen gleich' ich, dessen Schlüssel kann Kostbare Schätze seinem Blick erschließen, Jedoch beschaut er sie nur dann und wann,
Sonett 53: Was Ist Dein Stoff, Woraus Schuf Dich Natur
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was ist Dein Stoff, woraus schuf Dich Natur Daß tausend fremde Schatten Dich umgeben? Ein Schatten folgt, ein Bild gleicht jedem nur,
Sonett 53: Aus Welchem Stoffe Bist Du Nur Gediehn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Aus welchem Stoffe bist du nur gediehn, Daß Millionen Schatten du vereinst? Ist e i n e Form sonst jedem nur verliehn,
Sonett 54: O Wie Viel Schöner Strahlt Die Schönheit Doch
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O wie viel schöner strahlt die Schönheit doch Im edlen Schmuck, den ihr die Treue leiht. Die Ros' ist süß, und dünkt uns süßer noch,
Sonett 54: Oh, Wie Gefälliger Wird Alle Pracht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Oh, wie gefälliger wird alle Pracht Durch holden Schmuck, den ihr die Wahrheit bringt! Schön ist die Rose, aber schöner macht
Sonett 55: Nicht Marmor, Noch Der Kön'Ge Ehrensäule
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht Marmor, noch der Kön'ge Ehrensäule, Wird diese mächt'ge Dichtung überdauern; Denn heller strahlest Du in jeder Zeile,
Sonett 55: Kein Marmor Und Kein Goldnes Fürstenmal
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Kein Marmor und kein goldnes Fürstenmal Wird meine mächt'gen Töne überleben, Die stolzer dich für Jahre sonder Zahl
Sonett 56: Schöpf', Liebe, Neue Macht, Sonst Schien' Es Leicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schöpf', Liebe, neue Macht, sonst schien' es leicht, Dein Dorn sey stumpfer als des Hungers Kraft. Der, wenn ihm heut erst Nahrung ward gereicht,
Sonett 56: Erneue, Süße Liebe, Deine Macht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Erneue, süße Liebe, deine Macht, Daß man dich schwächer nicht als Hunger schilt, Der morgen schon in alter Lust erwacht,
Sonett 57: Da Ich Dein Sklave Bin, So Ist Mir'S Pflicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Da ich Dein Sklave bin, so ist mir's Pflicht: Erwarten Deiner Muße Zeit und Stunden, Die Zeit ist mir nicht wehrt, gehört mir nicht,
Sonett 57: Dein Sklave Bin Ich, Nimmer Darf Ich Ruhn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dein Sklave bin ich, nimmer darf ich ruhn, Um deines Winks gewärtig stets zu sein. Wertlos ist meine Zeit und all mein Tun,
Sonett 58: Verhüt' Es Gott, Der Dich Zum Herrn Mir Gab
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Verhüt' es Gott, der Dich zum Herrn mir gab Daß Deine Lust selbst mein Gedanke richtet, Nie fordr' ich Rechnung Deiner Zeit Dir ab,
Sonett 58: Der Gott, Der Mich Zu Deinem Knecht Gemacht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Der Gott, der mich zu deinem Knecht gemacht, Verhüte, daß ich Zweifel an dir nähre Und Rechenschaft, wie du die Zeit verbracht,
Sonett 59: Da Neu Nichts Ist, Nein, Was Wir Sehn Auf Erden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Da neu nichts ist, nein, was wir sehn auf Erden, War einst schon da, wie ist der Geist betrogen, Der, nach Erfindung ringend, mit Beschwerden
Sonett 59: Wenn Alles Da War, Wenn Nichts Neues Lebt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn alles da war, wenn nichts Neues lebt, So ist der Geist in seiner Hoffnung blind, Der in den Wehen neuen Schaffens bebt
Sonett 60: Wie An Des Ufers Kies Die Welle Zieht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie an des Ufers Kies die Welle zieht, So eilt auch unsre Zeit dem Ende zu. Ein Augenblick dem andern rasch entflieht,
Sonett 60: Wie Well' Auf Welle An Den Felsenstrand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie Well' auf Welle an den Felsenstrand, So eilen die Minuten an das Ziel; Bald schwillt die eine, wo die andre schwand,
Sonett 61: Verlangst Du Daß Dein Bild Den Schlaf Mir Scheucht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Verlangst Du daß Dein Bild den Schlaf mir scheucht Vom Aug', daß sich die Nächte endlos dehnen? Erfreut's Dich, wenn der Schlummer von mir weicht,
Sonett 61: Ist Es Dein Wunsch, Daß In Der Bangen Nacht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ist es dein Wunsch, daß in der bangen Nacht Dein Bild den Schlaf von müden Lidern schreckt, Daß höhnend mich, um alle Ruh' gebracht,
Sonett 62: Die Eitelkeit Hält Ganz Mein Aug' Umfangen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Eitelkeit hält ganz mein Aug' umfangen, Und meine Seel' und alle meine Sinnen, Nie kann ich Heilung dieses Fehls erlangen,
Sonett 62: In Sünd'Ger Eigenliebe Ist Entbrannt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
In sünd'ger Eigenliebe ist entbrannt Mein Herz und Auge, ja mein ganzes Sein; Kein Mittel gibt's, das diese Krankheit bannt,
Sonett 63: Wann Meinem Jetz'Gen Bild Mein Freund Wird Gleichen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wann meinem jetz'gen Bild mein Freund wird gleichen Wann böse Zeit ihm raubt der Jugend Pracht, Wann einst sein Blut erkühlt, die Wangen bleichen
Sonett 63: Einst Ist Mein Freund Gebrochen Und Zerzaust
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Einst ist mein Freund gebrochen und zerzaust, Wie heute ich, von roher Zeiten Hand; Sein Blut vertrocknet, und die Stirne kraust
Sonett 64: Wenn Durch Die Hand Der Zeit Ich Seh Zerstört
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wenn durch die Hand der Zeit ich seh zerstört Das edle Werk von längst begrabnen Jahren, Und hoher Thürme stolze Pracht verhert
Sonett 64: Seh' Ich Zertrümmert Von Der Zeiten Hand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Seh' ich zertrümmert von der Zeiten Hand Die stolze Pracht aus längst vergangnen Tagen, Den Turm geschleift, der einst so ragend stand,
Sonett 65: Da Erz Und Stein, Und Erd' Und Endlos Meer
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Da Erz und Stein, und Erd' und endlos Meer, Nicht Kraft und Stärke vor Vernichtung schützt: Wo nimmt die Schönheit Wort und Waffen her,
Sonett 65: Wenn Erz Und Stein Dem Todeswerk Der Zeit
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn Erz und Stein dem Todeswerk der Zeit, Das Land und selbst das weite Meer erliegt, Wie trotzte Schönheit der Vergänglichkeit,
Sonett 66: Satt Alles Dies, Ruf Ich Des Todes Nacht –
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Satt alles dies, ruf ich des Todes Nacht – Als: das Verdienst als Bettler sehn geboren, Und ärmstes Nichts geschmückt in Glanz und Pracht.
Sonett 66: Des Todes Ruh' Ersehn' Ich Lebensmüd
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Des Todes Ruh' ersehn' ich lebensmüd, Seh' ich Verdienst als Bettler auf der Welt, Und leeres Nichts zu höchstem Prunk erblüht,
Sonett 67: O! Muß Auch Er Sich In Befleckung Tauchen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O! muß auch er sich in Befleckung tauchen Und Sünde durch sein holdes Selbst verschönen? Soll ihn zu seinem Schmuck das Laster brauchen?
Sonett 67: Warum Soll Er In Der Verpestung Leben
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Warum soll er in der Verpestung leben Und Schande weihn durch seine Gegenwart, Daß Laster kecker sich durch ihn erheben,
Sonett 68: Zum Muster Vor'Ger Zeit Ward Er Erkoren
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zum Muster vor'ger Zeit ward er erkoren, Da Schönheit lebt' und starb wie Blumen thun, Eh' noch der Schönheit Bastardschein geboren
Sonett 68: So Ist Sein Bild Ein Blatt Aus Alten Tagen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So ist sein Bild ein Blatt aus alten Tagen, Da Schönheit wie die Blume wuchs und schwand, Bevor der Fälschung Zeichen ward getragen
Sonett 69: Den Theil Von Dir, Den Aug' Und Sinn Verehrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Den Theil von Dir, den Aug' und Sinn verehrt Fehlt nichts; kein Wunsch kann selbst das Kleinste missen. Gern giebt Dir, Zung' und Herz, was Dir gebührt,
Sonett 69: Dein Bild, Das Sich Dem Blick Der Welt Entrollt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dein Bild, das sich dem Blick der Welt entrollt, Hat nichts, das Wünsche noch verbessern können; Das ist ein Lob, das jeder Mund dir zollt,
Sonett 70: Daß Man Dich Tadelt Bringt Dir Keine Schmach
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß man Dich tadelt bringt Dir keine Schmach Denn der Verleumdung Ziel war immer schön, Die Schmähsucht stellt nur dem Gepriesnen nach,
Sonett 70: Nicht Deine Schuld Ist'S, Wenn Die Welt Dich Schmäht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nicht deine Schuld ist's, wenn die Welt dich schmäht, Da Edles stets als Ziel dem Neide winkt Und Schönheit der Verleumdung nie entgeht,
Sonett 71: Nicht Länger, Wenn Ich Starb, Beweine Mich
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht länger, wenn ich starb, beweine mich, Als Du die Glocke hörst, mit dumpfem Tone, Die es der Welt ansagt, daß ich entwich
Sonett 71: Nicht Länger Traure Du Um Meinen Tod
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nicht länger traure du um meinen Tod, Als wie die Glocke klingt mit dumpfem Tone, Der Welt verkündend, daß ich ihrer Not
Sonett 72: Damit Die Welt Nicht Vorlaut Möge Fragen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Damit die Welt nicht vorlaut möge fragen, Welch ein Verdienst mich konnte Dir verbinden, Sollst Du, Geliebter, meinen Tod nicht klagen,
Sonett 72: Daß Nicht Die Welt Dich Frage, Was Es War
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Daß nicht die Welt dich frage, was es war, Was ich getan, daß du noch übers Grab Mich lieben sollst, vergiß mich ganz und gar
Sonett 73: In Jener Jahreszeit Steht Jetzt Mein Leben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
In jener Jahreszeit steht jetzt mein Leben, Wo gelbe Blätter, einzeln, wen'ge hangen, An dürren Aesten, die im Froste beben,
Sonett 73: Die Zeit Des Jahres Magst In Mir Du Sehn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Die Zeit des Jahres magst in mir du sehn, Wenn spärlich letzte gelbe Blätter fallen, Die Bäume kahl vor Kälte zitternd stehn,
Sonett 74: Doch Sei Getrost. Wenn Jenes Klägers Eile
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Doch sei getrost. Wenn jenes Klägers Eile, Der keine Bürgschaft nimmt, zur Haft mich treibt, Ist noch ein Lebenshauch in dieser Zeile,
Sonett 74: Doch Sei Getrost! Wenn Mich Der Harte Spruch
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Doch sei getrost! Wenn mich der harte Spruch Des Todes ohne Schonung einst ereilt, Lebt etwas noch von mir in diesem Buch,
Sonett 75: Was Speise Dem Leben, Bist Der Seele Du
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was Speise dem Leben, bist der Seele Du; Was Thau dem durst'gen Land am Frühlingsmorgen Um Deinethalb entflieht mir Fried und Ruh,
Sonett 75: Du Bist Der Seele, Was Dem Leib Das Brot
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Du bist der Seele, was dem Leib das Brot, Was für die Erde milder Frühlingsregen, Und doch um dich empfind' ich Qual und Not
Sonett 76: Mein Vers Ist Nicht An Neuen Zierden Reich
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mein Vers ist nicht an neuen Zierden reich: Arm an Erfindung, Witz und neuem Sinn, Was blick' ich nicht zur Seite, Andern gleich
Sonett 76: Was Bleiben Allen Neuen Reizen Fern
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Was bleiben allen neuen Reizen fern, Eintönig, ohne Wechsel meine Sänge? Und warum schiel' ich nicht, wie es modern,
Sonett 77: Wie Deine Schönheit Welkt, Zeigt Dir Dein Spiegel
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie Deine Schönheit welkt, zeigt Dir Dein Spiegel, Die Uhr, wie die Minuten schnell entschwinden Manch leeres Blatt trägt Deines Geistes Siegel,
Sonett 77: Der Spiegel Zeigt, Wie Deine Reize Bleichen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Der Spiegel zeigt, wie deine Reize bleichen, Der Zeiger deiner Stunden flücht'gen Lauf; Dies Buch empfange deines Geistes Zeichen,
Sonett 78: So Oft Ich Dich Für Meine Muse Bath
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So oft ich Dich für meine Muse bath Ward mir so süßer Trost, so holdes Licht Drum fand manch fremde Feder diesen Pfad
Sonett 78: Sooft Ich Dich Als Muse Angefleht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Sooft ich dich als Muse angefleht, Gabst du mir Beistand, und so überreichen, Daß jeder Dichter meinen Pfad jetzt geht
Sonett 79: Als Nur Mein Vers Zu Deinem Lob' Erklang
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Als nur mein Vers zu Deinem Lob' erklang Durft' er allein sich Deiner Huld erfreuen Doch jetzt verstummt mein lieblicher Gesang,
Sonett 79: Als Ich Alleine Deine Gunst Errang
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Als ich alleine deine Gunst errang, Da war dein Zauber nur in meinem Lied, Doch jetzt verfällt mein anmutreicher Sang,
Sonett 80: Schreib' Ich Von Dir, Faßt Mattigkeit Den Geist
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schreib' ich von Dir, faßt Mattigkeit den Geist Da ein weit größer Mann Dein Lob verkündet, Der jede Kraft erschöpft, wenn er Dich preist,
Sonett 80: Oh, Wie Verzagt Bin Ich, Von Dir Zu Singen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Oh, wie verzagt bin ich, von dir zu singen, Seit ich am Werk den bessern Genius weiß, Dir huldigend das höchste Lob zu bringen,
Sonett 81: Vielleicht Leb' Ich, Dein Epitaph Zu Schreiben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vielleicht leb' ich, Dein Epitaph zu schreiben, Kann seyn, Du lebst, wenn modert mein Gebein. Dein Angedenken wird auf Erden bleiben,
Sonett 81: Erlebe Ich'S, Die Grabschrift Dir Zu Schreiben
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Erlebe ich's, die Grabschrift dir zu schreiben, Bist du noch da, wenn ich zu Staube ward, Im Tode selbst wird dein Gedächtnis bleiben,
Sonett 82: Ich Seh, Du Liebtest Meine Muse Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ich seh, Du liebtest meine Muse nicht Magst ohne Vorwurf auf die Worte blicken, Womit der Dichter darbringt sein Gedicht,
Sonett 82: Vermählt Bist Du Mit Meiner Muse Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Vermählt bist du mit meiner Muse nicht, So darfst du ohne Vorwurf dich entzücken An Huldigungen, die man im Gedicht
Sonett 83: Daß Schminke Du Gebraucht, Ich Sah Es Nimmer
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß Schminke Du gebraucht, ich sah es nimmer, Und gab Dir Schminke nie zum Lebensblut. Ich fand, ich wähnte, Deiner Schönheit Schimmer
Sonett 83: Mir Warst Du Immer Schön Genug, So Habe
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Mir warst du immer schön genug, so habe Ich deinem Reiz nie falsche Kunst geliehn, Da für des Dichters hohle Schmeichelgabe
Sonett 84: Wer Vieles Sagt, Kann Er Wohl Mehr Noch Sagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wer vieles sagt, kann er wohl mehr noch sagen, Als dieses Lob, daß Du, Du selbst nur bist? Den reichsten Inhalt diese Worte tragen
Sonett 84: Wer Sagt Das Höchste? Was Bedeutet Mehr
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wer sagt das Höchste? Was bedeutet mehr Als dieses Lob, daß du du selbst nur bist? Denn hierin liegt die sicherste Gewähr
Sonett 85: Schweigt Meine Muse Nach Gewohnter Art
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schweigt meine Muse nach gewohnter Art Ist's weil Dein Lob in reich geschmückten Zeilen Die goldne Feder sorgsam aufbewahrt
Sonett 85: Es Hüllt Sich Meine Muse Fromm In Schweigen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Es hüllt sich meine Muse fromm in Schweigen, Wenn andre Sänge, voll der reichsten Pracht, Mit goldner Feder huld'gend dir sich neigen,
Sonett 86: War'S Das Geschwellte Segel Seiner Reime
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
War's das geschwellte Segel seiner Reime, Zu Deinem Preis, Du allzukostbar Gut Das mir im Hirn verschloß der Dichtung Keime,
Sonett 86: War Es Das Stolze Segel Seiner Lieder
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
War es das stolze Segel seiner Lieder, Das dich hinweg, als schönste Beute trug Und meine werdenden Gedanken nieder
Sonett 87: Fahr' Hin, Du Schatz, Für Mich Zu Reich, Zu Groß
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fahr' hin, Du Schatz, für mich zu reich, zu groß Wohl hast Du Deinen Werth nun selbst empfunden Die Höhe Deines Werthes spricht Dich los,
Sonett 87: Leb' Wohl, Du Stehst Zu Hoch Für Mich Im Wert
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Leb' wohl, du stehst zu hoch für mich im Wert Und bist von deinem Vorzug unterrichtet. Dein Ruhm hat einen Freibrief dir gewährt
Sonett 88: Fühlst Du, Mich Leicht Zu Wägen Dich Getrieben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fühlst Du, mich leicht zu wägen Dich getrieben Wenn mein Verdienst Dein Aug' mit Hohn erblickt So will ich Feindschaft an mir selbst verüben,
Sonett 88: Kommt Dir Die Laune An, Mich Preiszugeben
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Kommt dir die Laune an, mich preiszugeben, Und siehst du voll Verachtung, was ich tat, So will ich gegen mich das Schwert erheben
Sonett 89: Sprich: Eines Fehl'S Halb Haltest Du Mich Fern
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sprich: eines Fehl's halb haltest Du mich fern So bau ich auf den Grund der Kränkung fort, Von meiner Lamheit sprich, so hink ich gern,
Sonett 89: Sag', Du Verließest Mich Um Ein Vergehn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Sag', du verließest mich um ein Vergehn, So ist der Fehler schon von mir bekannt, Selbst hinken werd' ich, willst du lahm mich sehn,
Sonett 90: Willst Du Mich Hassen, Wohl, So Thu'S Zur Stunde
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Willst Du mich hassen, wohl, so thu's zur Stunde, Da alles zielt nach meinem wunden Herzen, Verfolge mich, mit meinem Stern im Bunde,
Sonett 90: So Hass' Mich, Wenn Du Willst, Doch Hass' Mich Jetzt!
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So hass' mich, wenn du willst, doch hass' mich jetzt! Jetzt stimme in der Welt Verfolgung ein, Verbinde dich dem Schicksal, das mich hetzt,
Sonett 91: Den Freut Sein Wissen, Den Sein Hoher Stand
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Den freut sein Wissen, den sein hoher Stand, Den Reichthum, jenen seines Körpers Macht, Den schlecht, doch neu erfundenes Gewand,
Sonett 91: Der Rühmt Sein Geld, Ein Andrer Seinen Stand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Der rühmt sein Geld, ein andrer seinen Stand, Der Körperkraft und seiner Weisheit Kunde, Der seiner Kleider schlechten Modestand,
Sonett 92: Doch Thu Dein Aergstes, Dich Mir Zu Entziehn
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Doch thu Dein Aergstes, Dich mir zu entziehn, Auf Lebenszeit bist Du gewißlich mein, Mit Deiner Liebe wird mein Leben fliehn,
Sonett 92: Doch Tu Dein Schlimmstes, Wende Dich Von Mir
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Doch tu dein Schlimmstes, wende dich von mir, Du bleibst doch mein, solang mein Dasein währt! Mein Leben liegt beschlossen ja in dir,
Sonett 93: So Kann Ich Leben, Denkend Du Sey'St Treu
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So kann ich leben, denkend Du sey'st treu, Gleich dem getäuschten Gatten. Liebesschein, Kann Liebe noch, der Gegenstand nur neu,
Sonett 93: So Soll Ich Leben Und Dich Treu Vermeinen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So soll ich leben und dich treu vermeinen Wie ein betrogner Gatte? Soll das Bild Entschwundner Liebe mir noch Liebe scheinen,
Sonett 94: Wer Schaden Könnt', Und Achtsam Sich Bewahrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wer schaden könnt', und achtsam sich bewahrt Daß äußrer Reiz die Seele nicht verführt, Wer andre rührt, selbst aber kalt und hart,
Sonett 94: Wer, Von Der Macht Zu Schaden Nicht Verführt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wer, von der Macht zu schaden nicht verführt, Die Taten, die er könnte, nicht begeht, Wer andre rührt, doch selber ungerührt,
Sonett 95: Wie Süß Und Lieblich Wird Durch Dich Die Schuld
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie süß und lieblich wird durch Dich die Schuld Der Wurm in frischem Blüthenkelch verschlossen. Befleckt sie Deines Namens reine Huld,
Sonett 95: Wie Machst Du Selbst Die Schande Liebenswert
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie machst du selbst die Schande liebenswert, Die, gleich dem Wurm an duft'ger Rose Blatt, An deiner Schönheit Blütenrufe zehrt!
Sonett 96: Der Spricht Dein Fehler Sey Die Üpp'Ge Jugend
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Der spricht Dein Fehler sey die üpp'ge Jugend Ein andrer Jugend sey Dir schönste Zier An Dir liebt hoch und niedrig Sünd' und Tugend
Sonett 96: Die Tadeln Deine Keckheit, Deine Jugend
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Die tadeln deine Keckheit, deine Jugend, Die andre lieben als des Jünglings Zier. Gefällig wirkt dein Laster wie die Tugend,
Sonett 97: Wie Glich Mein Fernseyn Trüben Wintertagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie glich mein Fernseyn trüben Wintertagen Als ich von Dir mich trennte, Bild des Mays. Frost, Dunkelheit und Sturm hab' ich ertragen,
Sonett 97: Wie Glich Dem Winter Doch Die Trennungszeit
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie glich dem Winter doch die Trennungszeit, Die, Lust des Jahrs, ich fern von dir verbracht, Wie trug ich schwer der Tage Dunkelheit,
Sonett 98: Von Dir Bin Ich Im Lenz Entfernt Gewesen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Von Dir bin ich im Lenz entfernt gewesen, Als froh der May sein buntes Kleid erneute, Und Lust der Jugend goß in jedes Wesen,
Sonett 98: Von Dir Getrennt War Ich Zur Frühlingszeit
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Von dir getrennt war ich zur Frühlingszeit, Wenn lust'ger Mai in seiner bunten Pracht Der Jugend Geist der ganzen Schöpfung leiht,
Sonett 99: So Schalt Ich Oft Des Veilchens Uebermuth
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So schalt ich oft des Veilchens Uebermuth: Du kleiner Dieb! vom Hauch des Freundes stahl'st Du Deinen süßen Duft. Die Purpurgluth,
Sonett 99: Dem Kecken Veilchen Hab' Ich So Gedroht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dem kecken Veilchen hab' ich so gedroht; Wem stahlst den Duft du, der dich köstlich macht, Als meines Liebsten Hauch? Wenn zierlich loht
Sonett 100: Wo Weilst Du, Muse? Du Versäumtest Lang
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wo weilst Du, Muse? Du versäumtest lang Von dem zu singen was Dir Kraft gegeben. Führt Dich zu Nicht'gem der Begeistrung Drang?
Sonett 100: Wo Bist Du, Muse, Die Vergaß, Zu Preisen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wo bist du, Muse, die vergaß, zu preisen Seit lange ihn, der alle Kraft dir gibt? Vertust du deinen Schwung in leeren Weisen,
Sonett 101: O Träge Mus', Wie Willst Du Dich Entschuld'Gen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O träge Mus', wie willst Du Dich entschuld'gen Daß Du versäumt Schönheit und Treu zu loben? Da Treu' und Schönheit dem Geliebten huld'gen
Sonett 101: Wie, Muse, Willst Du Deine Säumnis Sühnen?
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie, Muse, willst du deine Säumnis sühnen? Du schweigst, wo Wahrheit trägt der Schönheit Kleid, Die engverbunden dem Geliebten dienen,
Sonett 102: Zum Schein Geschwächt Wächst Meiner Liebe Macht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zum Schein geschwächt wächst meiner Liebe Macht, Nicht lieb' ich wen'ger, weil der Schimmer schwindet. Die Lieb' ist käuflich, deren reiche Pracht
Sonett 102: Stark Wuchs Die Liebe, Und Es Trügt Der Schein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Stark wuchs die Liebe, und es trügt der Schein, Daß schwach sie ward, weil sie sich wen'ger weist; Käuflich ist Liebe, die mit lautem Schrein
Sonett 103: Wie Arm Ist'S Doch, Was Meine Mus' Erfand
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie arm ist's doch, was meine Mus' erfand, Der solch ein Raum ward, ihren Flug zu heben, Weit größren Werth's ist schon der Gegenstand,
Sonett 103: Wie Arm Ist Doch, Was Meine Muse Bringt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie arm ist doch, was meine Muse bringt Trotz ihrer Ehrsucht weitgestreckter Bahn, Daß höhren Wert mein Stoff allein erringt,
Sonett 104: Mir, Schöner Freund, Erscheinst Du Nimmer Alt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mir, schöner Freund, erscheinst Du nimmer alt; Denn so wie ich Dich einst zuerst erblickte Stralt Deine Schönheit noch. Drei Winter kalt
Sonett 104: Für Mich, Geliebter, Wirst Du Niemals Alt!
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Für mich, Geliebter, wirst du niemals alt! Wie ich dich sah, schön wie zum erstenmal Scheinst du mir noch! Ob dreimal auch im Wald
Sonett 105: O Nennt Nicht Götzendienst Mein Inn'Ges Lieben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O nennt nicht Götzendienst mein inn'ges Lieben, Nennt keinen Abgott den erwählten Freund Mein Sang und Preis ist sich stets gleich geblieben
Sonett 105: Ihr Sollt Mein Herz Des Götzendienstes Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ihr sollt mein Herz des Götzendienstes nicht, Noch den Geliebten meinen Abgott zeihn, Weil gleich mein Sang so heut wie ewig spricht
Sonett 106: Les' Ich Geschichten Von Verfloßnen Tagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Les' ich Geschichten von verfloßnen Tagen Wie sie den Glanz versunkner Größe melden: Seh' alten Reim der Schönheit Stempel tragen,
Sonett 106: Wenn Chroniken Aus Längst Vergangnen Tagen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn Chroniken aus längst vergangnen Tagen Mit holder Wesen Kunde mich erbaun, Und Schönheit reich verschönt die alten Sagen
Sonett 107: Nicht Eigne Furcht, Noch Die Prophet'Sche Trauer
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht eigne Furcht, noch die prophet'sche Trauer Der weiten Welt, die dunkle Zukunft schreckt Macht zweifeln mich an treuer Liebe Dauer
Sonett 107: Nicht Eigne Furcht Noch Der Prophetenwahn
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nicht eigne Furcht noch der Prophetenwahn Der weiten Welt, träumend von künft'ger Not, Zwang meine Liebe noch aus ihrer Bahn,
Sonett 108: Was Kann Wohl Auf Papier Die Tinte Tragen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was kann wohl auf Papier die Tinte tragen Dem nicht Gestalt verlieh mein treuer Geist? Was läßt sich wohl noch schreiben, was noch sagen,
Sonett 108: Was Kann Das Hirn In Tintenzeichen Künden
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Was kann das Hirn in Tintenzeichen künden, Das nicht für dich mein treues Herz ersann? Ist noch ein Wort, ist noch ein Bild zu finden,
Sonett 109: O! Nimmer Kann Ich Falsch Von Herzen Heißen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O! nimmer kann ich falsch von Herzen heißen, Schien Trennung auch zu dämpfen meine Gluth. Nein, eher könnt' ich mich mir selbst entreißen
Sonett 109: Nein, Falsch Von Herzen Darfst Du Mich Nicht Nennen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nein, falsch von Herzen darfst du mich nicht nennen, Schien Trennung auch zu löschen meine Glut; Ich könnte eher von mir selbst mich trennen
Sonett 110: Wahr Ist'S, Ich Schweift' Umher. O Herber Schmerz!
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wahr ist's, ich schweift' umher. O herber Schmerz! Als buntgeschäckter Thor ward ich begafft. Das Höchste warf ich weg, durchstach mein Herz,
Sonett 110: Weh Mir! 'S Ist Wahr, Ich Bin Umhergetollt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Weh mir! 's ist wahr, ich bin umhergetollt, Als Narr der Welt zerriß ich mir die Brust, Verkaufte Höchstes um geringen Sold
Sonett 111: O Meinethalb Mußt Du Das Schicksal Schmäh'N
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O meinethalb mußt Du das Schicksal schmäh'n Die böse Leit'rinn meiner bösen Schritte Die mit gemeinen Mitteln nun versehn
Sonett 111: Oh, Meinetwegen Grollst Du Dem Geschick
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Oh, meinetwegen grollst du dem Geschick, Der schuld'gen Göttin, die mich Armen beugt, Denn sie gab mir kein beßres Lebensglück
Sonett 112: Dein Mitleid Ist Es, Das Die Schmach Vernichtet
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dein Mitleid ist es, das die Schmach vernichtet, Die Wunden heilt, vom Hohn der Welt geschlagen. Was sorg' ich wer mich lobt und wer mich richtet,
Sonett 112: Dein Mitleid Deckt Das Mal In Liebe Zu
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dein Mitleid deckt das Mal in Liebe zu, Das Pöbelschimpf auf meine Stirn gebrannt. Gleich gilt mir Lob und Tadel, hast nur du
Sonett 113: Seit Ich Dich Ließ Mein Aug' Im Innern Weilt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Seit ich Dich ließ mein Aug' im Innern weilt, Das was mir leuchtet, meine Schritte lenkt, Nun, fast erblindend, Licht und Sehkraft theilt,
Sonett 113: Mein Auge Ist, Seitdem Ich Von Dir Schied
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Mein Auge ist, seitdem ich von dir schied, In meinem Geist und führt mich schlecht umher, Da es, halb blind, nur halben Dienst versieht
Sonett 114: Trinkt Wohl Mein Auge Der Monarchen Plage
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Trinkt wohl mein Auge der Monarchen Plage, Die Schmeichelei, in Deinen Reiz versenkt? Glaub' ich wohl, daß es mir die Wahrheit sage?
Sonett 114: Ob Sich Mein Geist, Gekrönt Von Deinem Licht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ob sich mein Geist, gekrönt von deinem Licht, An Schmeichelei, dem Gift der Herrscher, labt? Ob gar vielleicht mein Auge Wahrheit spricht,
Sonett 115: Was Ich Einst Schrieb, Muß Ich Jetzt Lüge Nennen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was ich einst schrieb, muß ich jetzt Lüge nennen, Ich sprach: Nie wächst die heiße Herzensliebe; Denn damals konnt' ich keinen Grund erkennen
Sonett 115: Es Log Mein Lied, Als Ich Dir Einst Gestand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Es log mein Lied, als ich dir einst gestand, Ich könnte nie dir größre Liebe geben, Doch damals war mir selber unbekannt,
Sonett 116: Fürwahr! Nicht Will Ich Die Vermählung Hindern
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fürwahr! nicht will ich die Vermählung hindern Getreuer Seelen. Lieb' ist ja nicht Liebe Wenn sie beim Wankelmuth sich kann vermindern,
Sonett 116: Dem Festen Bund Getreuer Herzen Soll
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Dem festen Bund getreuer Herzen soll Kein Hindernis erstehn: Lieb' ist nicht Liebe, Die, in der Zeiten Wechsel wechselvoll,
Sonett 117: Ja, Gieb Mir Schuld Daß Alles Ich Verschwendet
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ja, gieb mir Schuld daß alles ich verschwendet, Dich um des großen Werthes Schuld betrogen, Der Liebe süßem Dienst mich abgewendet,
Sonett 117: Verklage Mich, Daß Alles Ich Vertat
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Verklage mich, daß alles ich vertat, Was deiner Güte war bestimmt zum Lohn, Daß ich von deiner Liebe teurem Pfad,
Sonett 118: Wir Reizen Oft, Um Eßlust Zu Erzeugen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wir reizen oft, um Eßlust zu erzeugen; Den Gaum mit scharfer Würz' und Specerei Und, ungeseh'ner Krankheit vorzubeugen,
Sonett 118: Wie Man, Um Seine Essenslust Zu Mehren
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie man, um seine Essenslust zu mehren, Den Gaumen reizt durch scharfe Spezerein Und, sich verborgner Leiden zu erwehren,
Sonett 119: Als Trank Ward Mir Gereicht Syrenen Thränen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Als Trank ward mir gereicht Syrenen Thränen, Dar mir in Schalen; schwarz wie Hölle schäumte. Statt Hoffnung hegt' ich Furcht im eitlen Wähnen,
Sonett 119: Wieviel Sirenentränen Schlürft' Ich Ein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wieviel Sirenentränen schlürft' ich ein, In Höllenkolben schwarzgegornen Trank! Geteilt in Furcht und Hoffnung, wurde mein
Sonett 120: Daß Du Mir Unhold War'St Verführt Mich Nun
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß Du mir unhold war'st verführt mich nun, Und für den einst empfundnen herben Schmerz, Muß ich auch nun, was ich nicht sollte thun,
Sonett 120: Daß Du Dich Lieblos Einst Erwiesen Hast
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Daß du dich lieblos einst erwiesen hast, Das freut mich jetzt. Denn ohne diesen Schmerz Müßt' ich erliegen des Gewissens Last,
Sonett 121: 'S Ist Besser Schlecht Zu Seyn, Als Schlecht Geachtet
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
'S ist besser schlecht zu seyn, als schlecht geachtet Wenn Unschuld frech als schuldig wird geschmäht. Die Lust entgeht uns, und wir nur betrachtet
Sonett 121: 'S Ist Besser, Schlecht Zu Sein, Als Schlecht Zu Scheinen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
's ist besser, schlecht zu sein, als schlecht zu scheinen, Wenn beides gleichem Tadel doch verfällt, Und uns ein Glück raubt, das nicht unserm reinen
Sonett 122: Im Kopf Hab' Ich Das Buch, Von Dir Gegeben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Im Kopf hab' ich das Buch, von Dir gegeben Geschrieben voll mit ew'gen Charakteren, Und jedes ird'sche wird es überleben.
Sonett 122: Das Kleine Blatt, Die Gabe Deiner Hand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Das kleine Blatt, die Gabe deiner Hand, Trag' ich im Geiste voll Erinnrungszeichen, Um, ohne Schriftwerk, ihnen hier Bestand
Sonett 123: O Zeit! Nie Machst Du Wanken Meine Treu
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O Zeit! nie machst du wanken meine Treu' Die Pyramiden, aufgebaut mit Macht Sie sind für mich nicht seltsam, sind nicht neu
Sonett 123: Nie Prahlst Du, Zeit, Ich Wäre Wandelbar
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Nie prahlst du, Zeit, ich wäre wandelbar: Bau' Pyramiden mit verjüngter Macht; Sie scheinen mir nicht neu noch wunderbar,
Sonett 124: Wär' Meine Lieb' Ein Kind Der Ird'Schen Größe
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wär' meine Lieb' ein Kind der ird'schen Größe Mögt's Vaterlos, Fortunas Bastard scheinen. Dann trüg' sie nicht von Lieb' und Haß die Stöße
Sonett 124: Wär' Meine Liebe Nur Des Zufalls Sproß
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wär' meine Liebe nur des Zufalls Sproß, So schwankend in der Zeiten Haß und Güte, Wär' sie als Schicksals Bankert vaterlos,
Sonett 125: Was Wär' Es Mir Den Baldachin Zu Heben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was wär' es mir den Baldachin zu heben Daß äußres Thun den äußern Schimmer ehrt? Durch ew'ge That nach ew'gem Ruhm zu streben,
Sonett 125: Soll Gleich Dem Baldachin Mein Lied Nur Sein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Soll gleich dem Baldachin mein Lied nur sein Und einzig deinen äußern Glanz verehren, Zum ew'gen Baue fügen Stein auf Stein,
Sonett 126: O Du, Mein Holder Knab', Hast Überwunden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O Du, mein holder Knab', hast überwunden, Das Stundenglas der Zeit, die flücht'gen Stunden Im Schwinden wuchsest Du, hast schön entfaltet
Sonett 126: O Du Geliebter Knabe, Dessen Hand
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
O du geliebter Knabe, dessen Hand Der Zeiten Glas und Sichel hält gebannt, Der du empor aus der Vergängnis strebst,
Sonett 127: Vor Alter Zeit Ward Nicht Das Schwarz Gepriesen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vor alter Zeit ward nicht das Schwarz gepriesen, Und, wenn's geschah', doch nimmer schön genannt; Doch jetzt ist Schwarz als ächtes Schön erwiesen,
Sonett 127: Schwarz Galt Für Schön Nicht In Der Alten Zeit
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Schwarz galt für schön nicht in der alten Zeit, Und war es schön, ward es nicht so genannt, Doch Schönheit ward durch falsche Schmach entweiht
Sonett 128: Oft, Wenn Du Selbst Musik, Musik Mir Spielst
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Oft, wenn du selbst Musik, Musik mir spielst, Auf dem beglückten Holz, das tanzend klingt, Wenn Du mit zartem Finger lieblich wühlst,
Sonett 128: Wie Oft, Mein Herz, Wenn Du Die Tasten Rührst
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie oft, mein Herz, wenn du die Tasten rührst, Daß unter deinen zarten Fingern klingt Beglückt ihr Holz, und alle Saiten führst
Sonett 129: Des Geistes Kraft In Üpp'Ger Schmach Verloren
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Des Geistes Kraft in üpp'ger Schmach verloren, Fühlt Lust nur in der That, und bis zur That Wild ist sie, mörd'risch, blutig und verschworen
Sonett 129: Des Geistes Sturz In Unermeßne Schmach
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Des Geistes Sturz in unermeßne Schmach, Das ist die Tat der Lust, und bis zur Tat Voll Mord und Meineid, Blut und Ungemach,
Sonett 130: Der Liebsten Blick Ist Nicht Wie Lichtgefunkel
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Der Liebsten Blick ist nicht wie Lichtgefunkel, Nicht sind die Lippen wie Korallen klar. Ist weiß der Schnee, so ist ihr Busen dunkel.
Sonett 130: Der Liebsten Aug' Ist Nicht Wie Sonnenschein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Der Liebsten Aug' ist nicht wie Sonnenschein, Nicht wie Korallen rot der Lippen Paar, Gilt Schnee als weiß, muß braun ihr Busen sein,
Sonett 131: So Wie Du Bist Erwirkst Du Herben Schmerz
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So wie Du bist erwirkst Du herben Schmerz, Gleich jener die durch Schönheit Strenge übt. Du weißt es wohl, wie mein bethörtes Herz,
Sonett 131: So Grausam Bist Du, Als Käm' Dieses Recht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
So grausam bist du, als käm' dieses Recht Wie andern dir durch stolze Schönheit zu; Du weißt genau, für deinen armen Knecht,
Sonett 132: Ja, Deine Augen Lieb' Ich, Welche Klagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ja, deine Augen lieb' ich, welche klagen, Wohl wissend, wie mit Hohn mich quält Dein Herz, Sich schwarz gekleidet, Trauerflöre tragen,
Sonett 132: Ich Liebe Deine Augen, Die Mir Armem
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ich liebe deine Augen, die mir Armem Mitleid gewähren, wenn mich quält dein Herz, Die, schwarz im Trauerkleide, voll Erbarmen,
Sonett 133: Dem Herzen Weh! Das Mein'S Erfüllt Mit Pein
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dem Herzen weh! das mein's erfüllt mit Pein, Durch Wunden, die's dem Freund und mir geschlagen. Wär's nicht genug zu quälen mich allein?
Sonett 133: Verflucht Das Herz, Das Mir Das Herz Zerschnitt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Verflucht das Herz, das mir das Herz zerschnitt Und Wunden mir und meinem Freund geschlagen! War's nicht genug, daß ich die Martern litt,
Sonett 134: Nun Wohl! Ich Sag' Es Laut. Er Bleibe Dein
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nun wohl! ich sag' es laut. Er bleibe Dein Auch ich will Deinem Willen mich verschreiben Ich bleib' als Bürge, wenn (dies) I dem l andren Mein
Sonett 134: Ja, Er Ist Dein, Ich Sprach Es Endlich Aus
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ja, er ist dein, ich sprach es endlich aus, Und ich als Bürge bin in deinem Bann, Laß mich verfallen sein, doch gib heraus
Sonett 135: Wem Ward Der Wunsch Erfüllt? Dir Ward Der Wille
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wem ward der Wunsch erfüllt? Dir ward der Wille Und Will' im höchsten Mas, und bis zuletzt Mehr als genug, ward ich zur Ueberfülle,
Sonett 135: Wie Andern Ihre Wünsche, So Ward Dir
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie andern ihre Wünsche, so ward dir Dein Wille und der Willen höchste Zahl. Genug hast du an einem zwar, an mir,
Sonett 136: Will Mich Dein Herz In Deiner Näh' Nicht Lassen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Will mich Dein Herz in Deiner Näh' nicht lassen, So sag' dem blinden Herz ich sey Dein Wille Und Will', das weiß Dein Herz, wird eingelassen
Sonett 136: Wenn Dich Dein Herze Schilt, Ich Sei Zu Dreist
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn dich dein Herze schilt, ich sei zu dreist, So schwöre ihm, daß ich sein Wille bin, Und seinen Willen liebt es, wie du weißt,
Sonett 137: Wie Schwächst Du, Liebe, Meiner Augen Kraft
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie schwächst Du, Liebe, meiner Augen Kraft Sie blicken wohl, doch sehn nicht was sie sehn. Nicht fremd war mir der Schönheit Eigenschaft,
Sonett 137: Was Tust Du, Liebe, Blinder Narr, Mit Mir
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Was tust du, Liebe, blinder Narr, mit mir, Daß meine Augen sehn und doch nicht sehn, Daß sie die Schönheit kennen und trotz ihr
Sonett 138: Schwört Mir Die Liebste Sie Sey Treu Gesinnt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schwört mir die Liebste sie sey treu gesinnt, So glaub' ich's, wissend daß sie sich verstellt: Sie glaubt alsdann ich sey noch halb ein Kind,
Sonett 138: Wenn Meine Liebe Schwört, Sie Sei Mir Treu
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wenn meine Liebe schwört, sie sei mir treu, So glaub' ich ihr, obgleich ich weiß, sie lügt, Damit sie meint, ich wäre blöd und scheu,
Sonett 139: Mich Rufst Du Auf Das Unrecht Noch Zu Schmücken?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mich rufst Du auf das Unrecht noch zu schmücken? Das Deine Grausamkeit an mir vollbracht? Verwund' mein Herz mit Worten, nicht mit Blicken,
Sonett 139: Beruf Mich Nicht, Entschuldigung Zu Sagen
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Beruf mich nicht, Entschuldigung zu sagen Dem Unrecht, das du grausam mir gebracht; Dein Mund mag mich, doch nicht dein Auge schlagen,
Sonett 140: So Wie Du Grausam Bist Sey Weis' Und Quäle
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So wie Du grausam bist sey weis' und quäle Zu grausam nicht mein schweigsam duldend Herz Sonst leiht der Gram mir Wort', und ich erzähle
Sonett 140: Sei Klug So, Wie Du Grausam Bist, Und Bringe
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Sei klug so, wie du grausam bist, und bringe Nicht zur Verzweiflung meinen stummen Schmerz, Sonst sprengt mein Gram das Schweigen, und ich singe,
Sonett 141: Nicht Meine Augen Schufen Diese Flammen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht meine Augen schufen diese Flammen Die tausend Mängel in Dir aufgefunden Mein Herz nur bethet an, was sie verdammen,
Sonett 141: Fürwahr, Ich Lieb' Dich Mit Den Augen Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Fürwahr, ich lieb' dich mit den Augen nicht, Die tausend Fehler ja an dir erspähn, Doch ist's mein Herz, das ihnen widerspricht,
Sonett 142: Sünd' Ist Mein Lieben, Meine Tugend Haß
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sünd' ist mein Lieben, meine Tugend Haß, Der Sünden Haß, die sünd'ger Lieb' entstammen. Doch miß'st Du Deine Schuld mit meinem Mas,
Sonett 142: Mein Fehl Ist Liebe, Deine Tugend Haß
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Mein Fehl ist Liebe, deine Tugend Haß, Haß meines Fehls, der sünd'ger Lieb' entstammt! Oh, prüfe mich mit deinem eignen Maß,
Sonett 143: So Wie Die Hausfrau Läuft, Um Einzufangen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So wie die Hausfrau läuft, um einzufangen Ein Küchlein, das der treuen Huth entschlüpft Ihr Kind setzt sie zur Erd', und mit Verlangen
Sonett 143: Wie Eine Gute Hausfrau Unverweilt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Wie eine gute Hausfrau unverweilt Ihr Kindlein niederlegt und so wie sie Nach einem Huhn, das ihr davonlief, eilt
Sonett 144: Zu Freud Und Qual Mich Zweifach Lieben Reißt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zu Freud und Qual mich zweifach Lieben reißt, Gleich Schatten folgen beide meinen Schritten Ein schöner Jüngling ist der gute Geist,
Sonett 144: Zwei Geister Hab' Ich Trost- Und Qualenreich
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Zwei Geister hab' ich trost- und qualenreich, Die mich verlocken stets im Widerstreite, Ein blonder Jüngling steht mir engelgleich,
Sonett 145: Die Lippen, Die Cupido Machte
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Lippen, die Cupido machte, Sie sagten: Ewig will ich hassen – Zu mir, der jammernd nach ihr schmachte
Sonett 145: »Ich Hasse«, Sprach Der Lippen Paar
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
»Ich hasse«, sprach der Lippen Paar, Die Amor schuf mit eigner Hand, Zu mir, der bang in Liebe war.
Sonett 146: O Seele! Centrum Meiner Sünd'Gen Erde
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O Seele! Centrum meiner sünd'gen Erde, Von Mächten stolz verhöhnt, die Dich umgeben! Dich drückt zu Boden Ohnmacht und Beschwerde,
Sonett 146: Du Kern Des Sünd'Gen Staubes, Arme Seele
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Du Kern des sünd'gen Staubes, arme Seele, Was nährst du der empörten Sinne Macht, Daß innrer Mangel dich und Elend quäle,
Sonett 147: Ein Fieber Ist Die Lieb', Und Stets Begehrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ein Fieber ist die Lieb', und stets begehrt Sie das, was ihres Uebels Mas muß füllen, Sie lebt von dem was ihre Krankheit nährt,
Sonett 147: Die Liebe Brennt Wie Fieber Und Verlangt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Die Liebe brennt wie Fieber und verlangt Nach dem allein, was heft'ger sie entfacht, Und nimmt, in wechselnder Begier erkrankt,
Sonett 148: Weh Mir! Hat Lieb' Der Augen Licht Geblendet?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Weh mir! Hat Lieb' der Augen Licht geblendet? Ist wahres Sehn auf ewig mir entrückt? Wo nicht: wohin hat sich Vernunft gewendet
Sonett 148: Weh Mir! Was Hat Die Liebe In Mein Haupt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Weh mir! Was hat die Liebe in mein Haupt Für Augen voller Sinnentrug gebannt? Wie? oder bin des Urteils ich beraubt,
Sonett 149: Kalt Schiltst Du Mich? Wohl Muß Mich'S Bitter Kränken
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Kalt schiltst Du mich? Wohl muß mich's bitter kränken, Da ich mit Dir mich gegen mich verschworen. Vergeß ich nicht mein selbst, um Dein zu denken:
Sonett 149: Ich Liebe Dich Nicht, Sagst Du Grausam Mir
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Ich liebe dich nicht, sagst du grausam mir, Der gegen sich zu deiner Farbe schwört? Vergess' ich meiner selbst nicht, nur weil dir,
Sonett 150: O Welche Macht Gab Dir Die Höchste Macht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O welche Macht gab Dir die höchste Macht Daß Unzulänglichkeit mein Herz regiert? Die Seel' der Augen wahren Blick verlacht,
Sonett 150: Durch Welche Macht Ward Diese Allmacht Dein
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Durch welche Macht ward diese Allmacht dein, Die mich zum Sklaven deiner Fehler macht, Daß ich den klaren Blick der Lüge zeihn
Sonett 151: Lieb' Ist Zu Jung, Gewissen Kennt Sie Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Lieb' ist zu jung, Gewissen kennt sie nicht Doch ist Gewissen aus der Lieb' geboren. Drum, Süße, mahn' mich nie an meine Pflicht,
Sonett 151: Lieb' Ist Zu Jung Und Weiß Noch Nichts Von Sünde
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Lieb' ist zu jung und weiß noch nichts von Sünde, Die - wie bekannt - ein Sproß der Liebe ist; Drum sei mir gnädig, holder Schelm, sonst künde
Sonett 152: Ich War Meineidig Da Ich Dich Geliebt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ich war meineidig da ich Dich geliebt. Doch zwiefach brach'st Du Treu', die Du geschworen: Der Ehe Schwur, der Liebe neu Gelübd,
Sonett 152: Meineid Ist Meine Liebe, Wie Du Weißt
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Meineid ist meine Liebe, wie du weißt, Doch doppelt falsch schwört Liebe mir dein Mund. Dein Ehgelübde brachst du, nun zerreißt
Sonett 153: Amor Legt' Hin Die Fackel Und Entschlief
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Amor legt' hin die Fackel und entschlief Da kam ein Mädchen aus Dianas Schar Die taucht' das Lieb entzündend' Feuer tief,
Sonett 153: Kupido Ließ, Als Er Entschlummert War
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Kupido ließ, als er entschlummert war, Die Liebesfackel sinken, und so fand Sie eine aus Dianens Nymphenschar
Sonett 154: Entschlummert War Der Kleine Gott Der Liebe
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Entschlummert war der kleine Gott der Liebe, Zur Seit' ihm lag sein herzdurchglühnder Brand. Doch Nymphen, die entsagt dem heißen Triebe,
Sonett 154: Der Kleine Liebesgott Lag Einst Im Schlaf
William Shakespeare
shakespeare
Max Josef Wolff
wolff
Der kleine Liebesgott lag einst im Schlaf Und legte ab der Herzen Feuerbrand, Als eine leichte Nymphenschar ihn traf,