lovrary

Sonett 97: Wie Glich Mein Fernseyn Trüben Wintertagen

Wie glich mein Fernseyn trüben Wintertagen Als ich von Dir mich trennte, Bild des Mays. Frost, Dunkelheit und Sturm hab' ich ertragen, Ringsum war Nacktheit, Armuth, starrend Eis. Doch war die Zeit der Sommer. Der verflossen Folgt' ihm der Herbst, der reiche Gaben both, Im Schoos trug er des üpp'gen Frühlings Sprossen, Der Wittwe gleich, nach ihres Gatten Tod. Mir schien der reiche See gen anzudeuten Hoffnung auf Waisen, da der Vater schied, Weil Lenz und seine Freuden Dich begleiten Bist Du entfernt, verstummt der Vöglein Lied. Und singen sie, so ist's ein klagend Wehe, Daß Blumen welken, ahndend Winters nähe.