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Sonett 59: Da Neu Nichts Ist, Nein, Was Wir Sehn Auf Erden

Da neu nichts ist, nein, was wir sehn auf Erden, War einst schon da, wie ist der Geist betrogen, Der, nach Erfindung ringend, mit Beschwerden Das schon geborne Kind ans Licht gezogen. O daß Erinnrung um die Blicke wend'te, Seit tausendmal den Lauf die Sonn' umkreist, Dein Bild im ält'sten Buch mir zeigen könnte, Wo sich zuerst in Zeichen grub der Geist. Dann könnt' ich sehn, wie vor'ge Zeit bewundert, Dein Bild, das jeden Reiz in sich versammelt, Ob besser sie, ob besser dies Jahrhundert, Ob gleicher Art der Dichter Sprache stammelt. O! sicher ist's, viel würd'ger ward geehrt In früh'rer Zeit manch Ding von niederm Werth.