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Sonett 32: Lang' Lebst Du Wohl Nach Meinem Frühen Ende

Lang' lebst Du wohl nach meinem frühen Ende, Wenn plump der Tod mich mit dem Staub vereint Dann fällt vielleicht noch einst in Deine Hände Manch armes Blatt vom längst gestorbnen Freund. Vergleich sie besten Werken dann und neuen, Und ob auch jede Feder sie verdunkelt Lies sie aus Lieb', nicht um Dich zu erfreuen, Wenn andern günstiger ihr Stern auch funkelt. Dann gönne liebreich mir nur den Gedanken: Wuchs mit der Zeit des Freundes Mus' empor, Wohl überstieg sein Geist die niedern Schranken Und wandelt' herrlich in der Dichter Chor; Doch starb er früh und Dichtkunst schreitet fort, Hier find' ich Schönheit, dort der Liebe Wort.