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Sonett 119: Als Trank Ward Mir Gereicht Syrenen Thränen

Als Trank ward mir gereicht Syrenen Thränen, Dar mir in Schalen; schwarz wie Hölle schäumte. Statt Hoffnung hegt' ich Furcht im eitlen Wähnen, Verlierend, wo ich mir Gewinn erträumte. Manch schnöder Irrthum hat mein Herz beschlichen, Da ich gesegnet mich und glücklich glaubte, Die Augen sind aus ihrem Kreis gewichen, Im Lieben, das mir Sinn und Sehkraft raubte. Doch ist es wahr, daß Unheil uns beglückt, Denn Gutes wird durch Böses nur noch besser, Entstellte Liebe, ist sie neu geschmückt, Wird schöner als zuerst, weit stärker, größer. So hat zum Heil mich Züchtigung gelenkt, Unheil mir mehr, als ich verlor, geschenkt.