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Sonett 92: Doch Thu Dein Aergstes, Dich Mir Zu Entziehn

Doch thu Dein Aergstes, Dich mir zu entziehn, Auf Lebenszeit bist Du gewißlich mein, Mit Deiner Liebe wird mein Leben fliehn, An Deiner Liebe hängt es ja allein. Drum fürcht' ich nicht den größten Schmerz von allen Da der gering're schon das Herz mir bricht, Ich seh', ein schönes Loos ist mir gefallen, Dein Wankelmuth regiert mein Schicksal nicht. Dein Unbestand, er kann mich nimmer kränken, Mit Deiner Treu' wird auch mein Leben schwinden, Wie könnt' ich größres Glück mir wohl erdenken? Beglückt durch Dich, beglückt den Tod zu finden. Doch nichts, auch noch so rein, ist ohne Flecken, Falsch kannst Du seyn, und ich es nicht entdecken.