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Sonett 24: Ein Künstler Ist Mein Aug', Es Malte Fein

Ein Künstler ist mein Aug', es malte fein. Dein Bildniß auf des Herzens Tafel hin. Mein Körper ist zu diesem Bild der Schrein; Die Perspective zeigt des Malers Sinn. Du kannst das Werk nur durch den Maler sehn, Willst Du erforschen ob Dein Bildniß treu Du siehst's im Tempel meines Busens stehn, Dein' Augen sind die Fenster am Gebäu. Wie freundlich dient das Aug' dem Auge nicht. Mein's malte Dich, und Deines ward dafür Ein Fenster meiner Brust, wodurch das Licht Mit Freuden schaut, und lächelnd blickt nach Dir. Doch fehlt dem Aug' an ächter Kunst noch viel, Es malt nur was es sieht, nicht mein Gefühl.