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Sonett 56: Erneue, Süße Liebe, Deine Macht

Erneue, süße Liebe, deine Macht, Daß man dich schwächer nicht als Hunger schilt, Der morgen schon in alter Lust erwacht, Wenn heute er durch Speise erst gestillt. So seist du, Liebe! Ob dein Auge bricht, Weil es sich heute übersatt gesehn, Blick' morgen wieder hin und lasse nicht Der Liebe Geist in Stumpfheit untergehn! Die trübe Zwischenzeit sei wie das Meer, An dessen ferne Küsten täglich treten Zwei Neuvermählte, die um Wiederkehr Des Liebesglückes täglich zwiefach beten. Sie gleicht dem Winter, der nach schwerem Leid Dreimal willkommen macht die Sommerzeit!