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Sonett 100: Wo Weilst Du, Muse? Du Versäumtest Lang

Wo weilst Du, Muse? Du versäumtest lang Von dem zu singen was Dir Kraft gegeben. Führt Dich zu Nicht'gem der Begeistrung Drang? Beugst du Dich selbst, um Niedres zu erheben? Komm, läß'ge Mus', erkaufe schleunig wieder, Durch edeln Sang, die träg' versäumte Zeit. Ihm, den sie freu'n, laß tönen Deine Lieder, Der Deiner Feder Schmuck und Inhalt leiht. Auf, ruh'nde Mus', und sieh das Angesicht Des Freundes, ob die Zeit ihm Reize stahl, Ist dies so schreib' ein bittres Spottgedicht, Dann wird die Zeit verachtet überall. Eh' Zeit ihm Leben raubt, weih' ihm Verehrung, So brich die Sens', und wehre der Zerstörung.