lovrary
Dorothea Tieck
Übersetzungen
Sonett 1: Vom Schönen Wünschen Wir Daß Es Sich Mehrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vom Schönen wünschen wir daß es sich mehrt, Damit der Schönheit Rose nimmer sterbe Nein, wenn das Reifere die Zeit verzehrt,
Sonett 2: Fühlst Du Von Vierzig Wintern Einst Den Druck
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fühlst Du von vierzig Wintern einst den Druck, Die Deiner Schönheit Feld mit Furchen messen, Dann ist der Jugend angestaunter Schmuck
Sonett 3: Sprich, Wenn Dein Bild Im Spiegel Dich Erfreut
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sprich, wenn dein Bild im Spiegel dich erfreut: Dem Antlitz lach' ein gleiches bald entgegen. Wenn sich sein frischer Glanz nicht jetzt erneut
Sonett 4: Nutzloser Liebreiz! Willst Du Stets Vergeuden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nutzloser Liebreiz! Willst Du stets vergeuden Nur an Dir selbst, der Schönheit reiche Habe? Natur schenkt nicht, doch leiht sie dem mit Freuden,
Sonett 5: Die Stunden, Die Vollführt Mit Zarter Kunst
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Stunden, die vollführt mit zarter Kunst, Das Werk, worauf jetzt alle staunend blicken, Sie rauben einst ihm feindlich ihre Gunst,
Sonett 6: Laß Dir Nicht Winters Rauhe Hand Den Schatz
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Laß Dir nicht Winters rauhe Hand den Schatz Des Lenzes rauben, eh' Du ihn vergraben, Füll ein Chrystall, bereichre einen Platz,
Sonett 7: Schau! Wenn Das Holde Licht Im Orient
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schau! wenn das holde Licht im Orient Erhebt sein flammend Haupt und aufwärts fleht Ein jedes Aug', es huld'gend anerkennt,
Sonett 8: Musik, Wie Hörst Du Sie Mit Trüben Blicken?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Musik, wie hörst du sie mit trüben Blicken? Kämpft Süß mit Süß? Freut sich nicht Lust der Lust? Wie liebst du das, was doch nicht kann beglücken?
Sonett 9: Ist'S, Einer Wittwe Thränen Zu Ersparen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ist's, einer Wittwe Thränen zu ersparen, Was Dich in einsam, trüben Zustand hält? O! wirst Du kinderlos zur Grube fahren
Sonett 10: Pfuy! Sage Nimmer Daß Du Lieb' Empfunden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Pfuy! Sage nimmer daß Du Lieb' empfunden, Da Du für Dich nicht Sorg' und Vorsicht übst. Wohl mancher ist mit Lieb' an Dich gebunden,
Sonett 11: Du Steigst Hinab Und Könntest Aufwärts Steigen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Du steigst hinab und könntest aufwärts steigen, Im Deinen, dem vom Deinen Du ertheilt. Das jugendliche Blut ist noch Dein eigen,
Sonett 12: Sagt Mir Die Uhr Den Schnellen Flug Der Stunden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sagt mir die Uhr den schnellen Flug der Stunden, Und wenn ich Tag in Nacht versunken seh', Traur' ich daß Lenz und Blüthenzeit verschwunden
Sonett 13: O Wär'St Du Stets Du Selbst; Doch, Freund, Du Bist
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O wär'st Du stets Du selbst; doch, Freund, Du bist Nur Du, für dies so bald verstrichne Leben. Du sollt'st, gedenkend dieser kurzen Frist,
Sonett 14: Die Schrift Der Sterne Kann Ich Nicht Ergründen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Schrift der Sterne kann ich nicht ergründen, Und doch will ich Astronomie verstehn; Doch nicht um Glück und Unglück zu verkünden,
Sonett 15: Betracht' Ich Wie, Was Wächst In Der Natur
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Betracht' ich wie, was wächst in der Natur, Vollkommenheit der Schönheit bald verliert. Scheinbilder zeigt die große Bühn' uns nur,
Sonett 16: Doch Sprich? Warum Beginnst Mit Größrer Macht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Doch sprich? Warum beginnst mit größrer Macht Den Krieg mit dieser blut'gen Zeit Du nicht, Und raffst empor Dich aus der droh'nden Nacht,
Sonett 17: Wer Wird In Zukunft Meinem Verse Trauen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wer wird in Zukunft meinem Verse trauen, Wenn auch dein hoher Werth ihn ganz erfüllet? Doch kann ich nur als Grabmal Dir ihn bauen,
Sonett 18: Vergleich' Ich Dich Dem Tag Im Holden Lenze?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vergleich' ich Dich dem Tag im holden Lenze? Du bist weit süßer, bist Dir immer gleich: Der Sturm zerreißt des Mayen Blüthen-Kränze,
Sonett 19: Zeit, Würgerinn, Bezwing' Des Löwen Muth
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zeit, Würgerinn, bezwing' des Löwen Muth, Die eignen Kinder schling' die Erd' hinab. Brich Du des nie gezähmten Tigers Wuth,
Sonett 20: Dir Gab Natur Ein Antlitz Weiblich Mild
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dir gab Natur ein Antlitz weiblich mild, Du, meiner Sehnsucht Herr und Herrscherin Ein weiblich zartes Herz; doch nicht erfüllt
Sonett 21: Ich Möchte Nimmer Jenem Dichter Gleichen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ich möchte nimmer jenem Dichter gleichen, Der der geschminkten Schönheit Lob verkündet, Denn selbst der Himmel muß die Zierden reichen,
Sonett 22: Nennt Mich Mein Spiegel Alt, So Glaub Ich'S Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nennt mich mein Spiegel alt, so glaub ich's nicht, So lang' der frohen Jugend Hand Dich führt Doch furcht die Zeit Dein liebliches Gesicht
Sonett 23: Wie Auf Der Bühn' Ein Schlechter Spieler Thut
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie auf der Bühn' ein schlechter Spieler thut, Der in der Rede stockt, von Angst beklommen Und wie ein wild Geschöpf, erfüllt von Wuth,
Sonett 24: Ein Künstler Ist Mein Aug', Es Malte Fein
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ein Künstler ist mein Aug', es malte fein. Dein Bildniß auf des Herzens Tafel hin. Mein Körper ist zu diesem Bild der Schrein;
Sonett 25: Mag Jener, Den Der Sterne Gunst Beglückte
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mag jener, den der Sterne Gunst beglückte, In öffentlichen Würden stolz sich blähn, Ich, den Fortuna nicht so glänzend schmückte,
Sonett 26: Herr Meiner Liebe, Dessen Heil'Ge Banden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Herr meiner Liebe, dessen heil'ge Banden Mit königlicher Macht mein Herz umschlingen, Dir send' ich diesen schriftlichen Gesandten,
Sonett 27: Vom Weg' Erschöpft Eil' Ich Zum Lager Hin
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vom Weg' erschöpft eil' ich zum Lager hin Die Ruh' den müden Gliedern zu gestatten, Doch dann beginnt die Reis' in meinem Sinn,
Sonett 28: Werd Ich Gesund Die Heimath Wieder Grüßen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Werd ich gesund die Heimath wieder grüßen Da mir der Ruhe Wohlthat nie gewährt? Nie will die Nacht des Tag's Beschwer versüßen,
Sonett 29: Wenn Mit Den Menschen Und Dem Glück Entzweit
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wenn mit den Menschen und dem Glück entzweit Ich einsam wein' ob meines Schicksals Tücke, Daß laut mein Schmerz zum tauben Himmel schreit,
Sonett 30: Wenn Zur Gedanken-Sitzung In Der Brust
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wenn zur Gedanken-Sitzung in der Brust Ich die Erinnrung ruf' entschwundner Tage, Bewein' ich, einst ersehnt', entflohne Lust
Sonett 31: In Deiner Brust Da Wohnen All Die Herzen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
In Deiner Brust da wohnen all die Herzen, Die ich verlor, und die ich todt geglaubt Da thront die Lieb' in Wonn' und süßen Schmerzen,
Sonett 32: Lang' Lebst Du Wohl Nach Meinem Frühen Ende
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Lang' lebst Du wohl nach meinem frühen Ende, Wenn plump der Tod mich mit dem Staub vereint Dann fällt vielleicht noch einst in Deine Hände
Sonett 33: Gar Manchen Morgen Sah Ich Hell Erglühn
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Gar manchen Morgen sah ich hell erglühn, Mit Herrscherblick die Bergesgipfel grüßen, Nähren mit goldnem Mund der Wiese Grün,
Sonett 34: Wie Konntest Du So Schönen Tag Verkünden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie konntest du so schönen Tag verkünden, Daß ich den Mantel achtlos ließ zurück? Da auf dem Weg nun Wolken mich umwinden,
Sonett 35: Was Du Begangen, Das Beklage Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was Du begangen, das beklage nicht. Schlamm trübt den Quell, die Ros' auf Dornen thront. Verfinstert wird des Mond's, der Sonne Licht,
Sonett 36: Wir Müssen Zwei Seyn, Offen Sag' Ich'S Jetzt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wir müssen zwei seyn, offen sag' ich's jetzt, Ist ewig auch untrennbar Lieb' und Treu Daß jeder Fleck, der meinen Ruf verletzt,
Sonett 37: Gleich Einem Schwachen Vater, Der Die Blicke
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Gleich einem schwachen Vater, der die Blicke Erlabt an seines Sohnes frischer Jugend, So ich, gelähmt durch meines Schicksals Tücke,
Sonett 38: Kann Meiner Mus' Erfindung Je Entstehn
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Kann meiner Mus' Erfindung je entstehn, So lang' Du lebst? Der in den Vers mir geußt Dein süßes Selbst; so herrlich, hold und schön
Sonett 39: Kann Ich Geziemend Deinen Werth Besingen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Kann ich geziemend Deinen Werth besingen, Da Du der beßre Theil nur bist von mir? Nie wird mein eignes Lob mir Ehre bringen
Sonett 40: Nimm Was Ich Liebe, Liebster, Alles Hin
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nimm was ich liebe, Liebster, alles hin, Du hast was Du gehabt, und hast nicht mehr; Denn, was ich je geliebt mit treuem Sinn,
Sonett 41: Erliegst Du Auch Den Lieblichen Gefahren
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Erliegst Du auch den lieblichen Gefahren, Wenn fern von Dir mein sengend Herze ist, So ziemt dies Deiner Schönheit, Deinen Jahren,
Sonett 42: Daß Du Sie Hast, Das Könnt' Ich Noch Ertragen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß Du sie hast, das könnt' ich noch ertragen; Doch liebt' ich sie, wohl mag ich sagen, herzlich: Daß sie Dich hat, muß ich weit bittrer klagen
Sonett 43: Dann Seh' Ich Wenn Ich Zu Die Augen Drücke
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dann seh' ich wenn ich zu die Augen drücke Denn was sie sehn am Tag' ist ohne Werth; Doch Nachts im Traum da sehn sie Dich, mein Glücke!
Sonett 44: O! Wär' Gedanke Meines Körpers Last!
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O! wär' Gedanke meines Körpers Last! Dann sollt' Entfernung meinen Fuß nicht binden; Trotz weiter Räume, eilt' ich sonder Rast
Sonett 45: Das Reine Feu'R, Die Luft Mit Schnellem Zug
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Das reine Feu'r, die Luft mit schnellem Zug, Wo ich auch weile, sind Dir immer nah, Mein Sehnen ist's, und mein Gedankenflug
Sonett 46: Mein Herz Und Auge Sind Im Blut'Gen Streit
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mein Herz und Auge sind im blut'gen Streit Zu theilen Deines Anblicks reiches Gut: Das Aug' dem Herz Dich anzuschaun verbeuth,
Sonett 47: Ein Friedensschluß Hat Aug' Und Herz Vereint
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ein Friedensschluß hat Aug' und Herz vereint, Und einer dient dem andern nun mit Freuden, Mein Auge heiß nach Deinem Anblick weint,
Sonett 48: Wie Sorgsam, Da Ich Reiste, War Mein Thun
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie sorgsam, da ich reiste, war mein Thun In sichre Huth zu schließen jeden Tand, Daß ungenutzt, für mich, er möge ruhn,
Sonett 49: Für Jene Zeit, Sollt' Ich Die Zeit Erleben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Für jene Zeit, sollt' ich die Zeit erleben, Wenn mich Dein Blick ob meines Unwerth's straft, Wenn Deine Lieb' ihr Höchstes ausgegeben
Sonett 50: Wie Wird Der Lange Weg Durch Müh' Erschwert
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie wird der lange Weg durch Müh' erschwert, Da, was ich such', der weiten Reise Ziel, Dem Wohlseyn und der Ruhe sagen lehrt:
Sonett 51: Die Lieb' Entschuldigt So Das Träge Weilen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Lieb' entschuldigt so das träge Weilen Des faulen Thier's, das mich von hinnen trägt: Entfern' ich mich von Dir, was soll ich eilen?
Sonett 52: So Bin Ich, Wie Der Reiche, Den Das Drehen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So bin ich, wie der Reiche, den das Drehen Des Schlüssels, zum verborgnen Schatze führt, Den er nicht stündlich will noch täglich sehen,
Sonett 53: Was Ist Dein Stoff, Woraus Schuf Dich Natur
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was ist Dein Stoff, woraus schuf Dich Natur Daß tausend fremde Schatten Dich umgeben? Ein Schatten folgt, ein Bild gleicht jedem nur,
Sonett 54: O Wie Viel Schöner Strahlt Die Schönheit Doch
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O wie viel schöner strahlt die Schönheit doch Im edlen Schmuck, den ihr die Treue leiht. Die Ros' ist süß, und dünkt uns süßer noch,
Sonett 55: Nicht Marmor, Noch Der Kön'Ge Ehrensäule
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht Marmor, noch der Kön'ge Ehrensäule, Wird diese mächt'ge Dichtung überdauern; Denn heller strahlest Du in jeder Zeile,
Sonett 56: Schöpf', Liebe, Neue Macht, Sonst Schien' Es Leicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schöpf', Liebe, neue Macht, sonst schien' es leicht, Dein Dorn sey stumpfer als des Hungers Kraft. Der, wenn ihm heut erst Nahrung ward gereicht,
Sonett 57: Da Ich Dein Sklave Bin, So Ist Mir'S Pflicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Da ich Dein Sklave bin, so ist mir's Pflicht: Erwarten Deiner Muße Zeit und Stunden, Die Zeit ist mir nicht wehrt, gehört mir nicht,
Sonett 58: Verhüt' Es Gott, Der Dich Zum Herrn Mir Gab
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Verhüt' es Gott, der Dich zum Herrn mir gab Daß Deine Lust selbst mein Gedanke richtet, Nie fordr' ich Rechnung Deiner Zeit Dir ab,
Sonett 59: Da Neu Nichts Ist, Nein, Was Wir Sehn Auf Erden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Da neu nichts ist, nein, was wir sehn auf Erden, War einst schon da, wie ist der Geist betrogen, Der, nach Erfindung ringend, mit Beschwerden
Sonett 60: Wie An Des Ufers Kies Die Welle Zieht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie an des Ufers Kies die Welle zieht, So eilt auch unsre Zeit dem Ende zu. Ein Augenblick dem andern rasch entflieht,
Sonett 61: Verlangst Du Daß Dein Bild Den Schlaf Mir Scheucht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Verlangst Du daß Dein Bild den Schlaf mir scheucht Vom Aug', daß sich die Nächte endlos dehnen? Erfreut's Dich, wenn der Schlummer von mir weicht,
Sonett 62: Die Eitelkeit Hält Ganz Mein Aug' Umfangen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Eitelkeit hält ganz mein Aug' umfangen, Und meine Seel' und alle meine Sinnen, Nie kann ich Heilung dieses Fehls erlangen,
Sonett 63: Wann Meinem Jetz'Gen Bild Mein Freund Wird Gleichen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wann meinem jetz'gen Bild mein Freund wird gleichen Wann böse Zeit ihm raubt der Jugend Pracht, Wann einst sein Blut erkühlt, die Wangen bleichen
Sonett 64: Wenn Durch Die Hand Der Zeit Ich Seh Zerstört
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wenn durch die Hand der Zeit ich seh zerstört Das edle Werk von längst begrabnen Jahren, Und hoher Thürme stolze Pracht verhert
Sonett 65: Da Erz Und Stein, Und Erd' Und Endlos Meer
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Da Erz und Stein, und Erd' und endlos Meer, Nicht Kraft und Stärke vor Vernichtung schützt: Wo nimmt die Schönheit Wort und Waffen her,
Sonett 66: Satt Alles Dies, Ruf Ich Des Todes Nacht –
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Satt alles dies, ruf ich des Todes Nacht – Als: das Verdienst als Bettler sehn geboren, Und ärmstes Nichts geschmückt in Glanz und Pracht.
Sonett 67: O! Muß Auch Er Sich In Befleckung Tauchen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O! muß auch er sich in Befleckung tauchen Und Sünde durch sein holdes Selbst verschönen? Soll ihn zu seinem Schmuck das Laster brauchen?
Sonett 68: Zum Muster Vor'Ger Zeit Ward Er Erkoren
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zum Muster vor'ger Zeit ward er erkoren, Da Schönheit lebt' und starb wie Blumen thun, Eh' noch der Schönheit Bastardschein geboren
Sonett 69: Den Theil Von Dir, Den Aug' Und Sinn Verehrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Den Theil von Dir, den Aug' und Sinn verehrt Fehlt nichts; kein Wunsch kann selbst das Kleinste missen. Gern giebt Dir, Zung' und Herz, was Dir gebührt,
Sonett 70: Daß Man Dich Tadelt Bringt Dir Keine Schmach
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß man Dich tadelt bringt Dir keine Schmach Denn der Verleumdung Ziel war immer schön, Die Schmähsucht stellt nur dem Gepriesnen nach,
Sonett 71: Nicht Länger, Wenn Ich Starb, Beweine Mich
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht länger, wenn ich starb, beweine mich, Als Du die Glocke hörst, mit dumpfem Tone, Die es der Welt ansagt, daß ich entwich
Sonett 72: Damit Die Welt Nicht Vorlaut Möge Fragen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Damit die Welt nicht vorlaut möge fragen, Welch ein Verdienst mich konnte Dir verbinden, Sollst Du, Geliebter, meinen Tod nicht klagen,
Sonett 73: In Jener Jahreszeit Steht Jetzt Mein Leben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
In jener Jahreszeit steht jetzt mein Leben, Wo gelbe Blätter, einzeln, wen'ge hangen, An dürren Aesten, die im Froste beben,
Sonett 74: Doch Sei Getrost. Wenn Jenes Klägers Eile
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Doch sei getrost. Wenn jenes Klägers Eile, Der keine Bürgschaft nimmt, zur Haft mich treibt, Ist noch ein Lebenshauch in dieser Zeile,
Sonett 75: Was Speise Dem Leben, Bist Der Seele Du
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was Speise dem Leben, bist der Seele Du; Was Thau dem durst'gen Land am Frühlingsmorgen Um Deinethalb entflieht mir Fried und Ruh,
Sonett 76: Mein Vers Ist Nicht An Neuen Zierden Reich
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mein Vers ist nicht an neuen Zierden reich: Arm an Erfindung, Witz und neuem Sinn, Was blick' ich nicht zur Seite, Andern gleich
Sonett 77: Wie Deine Schönheit Welkt, Zeigt Dir Dein Spiegel
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie Deine Schönheit welkt, zeigt Dir Dein Spiegel, Die Uhr, wie die Minuten schnell entschwinden Manch leeres Blatt trägt Deines Geistes Siegel,
Sonett 78: So Oft Ich Dich Für Meine Muse Bath
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So oft ich Dich für meine Muse bath Ward mir so süßer Trost, so holdes Licht Drum fand manch fremde Feder diesen Pfad
Sonett 79: Als Nur Mein Vers Zu Deinem Lob' Erklang
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Als nur mein Vers zu Deinem Lob' erklang Durft' er allein sich Deiner Huld erfreuen Doch jetzt verstummt mein lieblicher Gesang,
Sonett 80: Schreib' Ich Von Dir, Faßt Mattigkeit Den Geist
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schreib' ich von Dir, faßt Mattigkeit den Geist Da ein weit größer Mann Dein Lob verkündet, Der jede Kraft erschöpft, wenn er Dich preist,
Sonett 81: Vielleicht Leb' Ich, Dein Epitaph Zu Schreiben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vielleicht leb' ich, Dein Epitaph zu schreiben, Kann seyn, Du lebst, wenn modert mein Gebein. Dein Angedenken wird auf Erden bleiben,
Sonett 82: Ich Seh, Du Liebtest Meine Muse Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ich seh, Du liebtest meine Muse nicht Magst ohne Vorwurf auf die Worte blicken, Womit der Dichter darbringt sein Gedicht,
Sonett 83: Daß Schminke Du Gebraucht, Ich Sah Es Nimmer
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß Schminke Du gebraucht, ich sah es nimmer, Und gab Dir Schminke nie zum Lebensblut. Ich fand, ich wähnte, Deiner Schönheit Schimmer
Sonett 84: Wer Vieles Sagt, Kann Er Wohl Mehr Noch Sagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wer vieles sagt, kann er wohl mehr noch sagen, Als dieses Lob, daß Du, Du selbst nur bist? Den reichsten Inhalt diese Worte tragen
Sonett 85: Schweigt Meine Muse Nach Gewohnter Art
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schweigt meine Muse nach gewohnter Art Ist's weil Dein Lob in reich geschmückten Zeilen Die goldne Feder sorgsam aufbewahrt
Sonett 86: War'S Das Geschwellte Segel Seiner Reime
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
War's das geschwellte Segel seiner Reime, Zu Deinem Preis, Du allzukostbar Gut Das mir im Hirn verschloß der Dichtung Keime,
Sonett 87: Fahr' Hin, Du Schatz, Für Mich Zu Reich, Zu Groß
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fahr' hin, Du Schatz, für mich zu reich, zu groß Wohl hast Du Deinen Werth nun selbst empfunden Die Höhe Deines Werthes spricht Dich los,
Sonett 88: Fühlst Du, Mich Leicht Zu Wägen Dich Getrieben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fühlst Du, mich leicht zu wägen Dich getrieben Wenn mein Verdienst Dein Aug' mit Hohn erblickt So will ich Feindschaft an mir selbst verüben,
Sonett 89: Sprich: Eines Fehl'S Halb Haltest Du Mich Fern
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sprich: eines Fehl's halb haltest Du mich fern So bau ich auf den Grund der Kränkung fort, Von meiner Lamheit sprich, so hink ich gern,
Sonett 90: Willst Du Mich Hassen, Wohl, So Thu'S Zur Stunde
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Willst Du mich hassen, wohl, so thu's zur Stunde, Da alles zielt nach meinem wunden Herzen, Verfolge mich, mit meinem Stern im Bunde,
Sonett 91: Den Freut Sein Wissen, Den Sein Hoher Stand
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Den freut sein Wissen, den sein hoher Stand, Den Reichthum, jenen seines Körpers Macht, Den schlecht, doch neu erfundenes Gewand,
Sonett 92: Doch Thu Dein Aergstes, Dich Mir Zu Entziehn
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Doch thu Dein Aergstes, Dich mir zu entziehn, Auf Lebenszeit bist Du gewißlich mein, Mit Deiner Liebe wird mein Leben fliehn,
Sonett 93: So Kann Ich Leben, Denkend Du Sey'St Treu
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So kann ich leben, denkend Du sey'st treu, Gleich dem getäuschten Gatten. Liebesschein, Kann Liebe noch, der Gegenstand nur neu,
Sonett 94: Wer Schaden Könnt', Und Achtsam Sich Bewahrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wer schaden könnt', und achtsam sich bewahrt Daß äußrer Reiz die Seele nicht verführt, Wer andre rührt, selbst aber kalt und hart,
Sonett 95: Wie Süß Und Lieblich Wird Durch Dich Die Schuld
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie süß und lieblich wird durch Dich die Schuld Der Wurm in frischem Blüthenkelch verschlossen. Befleckt sie Deines Namens reine Huld,
Sonett 96: Der Spricht Dein Fehler Sey Die Üpp'Ge Jugend
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Der spricht Dein Fehler sey die üpp'ge Jugend Ein andrer Jugend sey Dir schönste Zier An Dir liebt hoch und niedrig Sünd' und Tugend
Sonett 97: Wie Glich Mein Fernseyn Trüben Wintertagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie glich mein Fernseyn trüben Wintertagen Als ich von Dir mich trennte, Bild des Mays. Frost, Dunkelheit und Sturm hab' ich ertragen,
Sonett 98: Von Dir Bin Ich Im Lenz Entfernt Gewesen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Von Dir bin ich im Lenz entfernt gewesen, Als froh der May sein buntes Kleid erneute, Und Lust der Jugend goß in jedes Wesen,
Sonett 99: So Schalt Ich Oft Des Veilchens Uebermuth
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So schalt ich oft des Veilchens Uebermuth: Du kleiner Dieb! vom Hauch des Freundes stahl'st Du Deinen süßen Duft. Die Purpurgluth,
Sonett 100: Wo Weilst Du, Muse? Du Versäumtest Lang
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wo weilst Du, Muse? Du versäumtest lang Von dem zu singen was Dir Kraft gegeben. Führt Dich zu Nicht'gem der Begeistrung Drang?
Sonett 101: O Träge Mus', Wie Willst Du Dich Entschuld'Gen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O träge Mus', wie willst Du Dich entschuld'gen Daß Du versäumt Schönheit und Treu zu loben? Da Treu' und Schönheit dem Geliebten huld'gen
Sonett 102: Zum Schein Geschwächt Wächst Meiner Liebe Macht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zum Schein geschwächt wächst meiner Liebe Macht, Nicht lieb' ich wen'ger, weil der Schimmer schwindet. Die Lieb' ist käuflich, deren reiche Pracht
Sonett 103: Wie Arm Ist'S Doch, Was Meine Mus' Erfand
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie arm ist's doch, was meine Mus' erfand, Der solch ein Raum ward, ihren Flug zu heben, Weit größren Werth's ist schon der Gegenstand,
Sonett 104: Mir, Schöner Freund, Erscheinst Du Nimmer Alt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mir, schöner Freund, erscheinst Du nimmer alt; Denn so wie ich Dich einst zuerst erblickte Stralt Deine Schönheit noch. Drei Winter kalt
Sonett 105: O Nennt Nicht Götzendienst Mein Inn'Ges Lieben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O nennt nicht Götzendienst mein inn'ges Lieben, Nennt keinen Abgott den erwählten Freund Mein Sang und Preis ist sich stets gleich geblieben
Sonett 106: Les' Ich Geschichten Von Verfloßnen Tagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Les' ich Geschichten von verfloßnen Tagen Wie sie den Glanz versunkner Größe melden: Seh' alten Reim der Schönheit Stempel tragen,
Sonett 107: Nicht Eigne Furcht, Noch Die Prophet'Sche Trauer
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht eigne Furcht, noch die prophet'sche Trauer Der weiten Welt, die dunkle Zukunft schreckt Macht zweifeln mich an treuer Liebe Dauer
Sonett 108: Was Kann Wohl Auf Papier Die Tinte Tragen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was kann wohl auf Papier die Tinte tragen Dem nicht Gestalt verlieh mein treuer Geist? Was läßt sich wohl noch schreiben, was noch sagen,
Sonett 109: O! Nimmer Kann Ich Falsch Von Herzen Heißen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O! nimmer kann ich falsch von Herzen heißen, Schien Trennung auch zu dämpfen meine Gluth. Nein, eher könnt' ich mich mir selbst entreißen
Sonett 110: Wahr Ist'S, Ich Schweift' Umher. O Herber Schmerz!
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wahr ist's, ich schweift' umher. O herber Schmerz! Als buntgeschäckter Thor ward ich begafft. Das Höchste warf ich weg, durchstach mein Herz,
Sonett 111: O Meinethalb Mußt Du Das Schicksal Schmäh'N
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O meinethalb mußt Du das Schicksal schmäh'n Die böse Leit'rinn meiner bösen Schritte Die mit gemeinen Mitteln nun versehn
Sonett 112: Dein Mitleid Ist Es, Das Die Schmach Vernichtet
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dein Mitleid ist es, das die Schmach vernichtet, Die Wunden heilt, vom Hohn der Welt geschlagen. Was sorg' ich wer mich lobt und wer mich richtet,
Sonett 113: Seit Ich Dich Ließ Mein Aug' Im Innern Weilt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Seit ich Dich ließ mein Aug' im Innern weilt, Das was mir leuchtet, meine Schritte lenkt, Nun, fast erblindend, Licht und Sehkraft theilt,
Sonett 114: Trinkt Wohl Mein Auge Der Monarchen Plage
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Trinkt wohl mein Auge der Monarchen Plage, Die Schmeichelei, in Deinen Reiz versenkt? Glaub' ich wohl, daß es mir die Wahrheit sage?
Sonett 115: Was Ich Einst Schrieb, Muß Ich Jetzt Lüge Nennen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was ich einst schrieb, muß ich jetzt Lüge nennen, Ich sprach: Nie wächst die heiße Herzensliebe; Denn damals konnt' ich keinen Grund erkennen
Sonett 116: Fürwahr! Nicht Will Ich Die Vermählung Hindern
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Fürwahr! nicht will ich die Vermählung hindern Getreuer Seelen. Lieb' ist ja nicht Liebe Wenn sie beim Wankelmuth sich kann vermindern,
Sonett 117: Ja, Gieb Mir Schuld Daß Alles Ich Verschwendet
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ja, gieb mir Schuld daß alles ich verschwendet, Dich um des großen Werthes Schuld betrogen, Der Liebe süßem Dienst mich abgewendet,
Sonett 118: Wir Reizen Oft, Um Eßlust Zu Erzeugen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wir reizen oft, um Eßlust zu erzeugen; Den Gaum mit scharfer Würz' und Specerei Und, ungeseh'ner Krankheit vorzubeugen,
Sonett 119: Als Trank Ward Mir Gereicht Syrenen Thränen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Als Trank ward mir gereicht Syrenen Thränen, Dar mir in Schalen; schwarz wie Hölle schäumte. Statt Hoffnung hegt' ich Furcht im eitlen Wähnen,
Sonett 120: Daß Du Mir Unhold War'St Verführt Mich Nun
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Daß Du mir unhold war'st verführt mich nun, Und für den einst empfundnen herben Schmerz, Muß ich auch nun, was ich nicht sollte thun,
Sonett 121: 'S Ist Besser Schlecht Zu Seyn, Als Schlecht Geachtet
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
'S ist besser schlecht zu seyn, als schlecht geachtet Wenn Unschuld frech als schuldig wird geschmäht. Die Lust entgeht uns, und wir nur betrachtet
Sonett 122: Im Kopf Hab' Ich Das Buch, Von Dir Gegeben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Im Kopf hab' ich das Buch, von Dir gegeben Geschrieben voll mit ew'gen Charakteren, Und jedes ird'sche wird es überleben.
Sonett 123: O Zeit! Nie Machst Du Wanken Meine Treu
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O Zeit! nie machst du wanken meine Treu' Die Pyramiden, aufgebaut mit Macht Sie sind für mich nicht seltsam, sind nicht neu
Sonett 124: Wär' Meine Lieb' Ein Kind Der Ird'Schen Größe
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wär' meine Lieb' ein Kind der ird'schen Größe Mögt's Vaterlos, Fortunas Bastard scheinen. Dann trüg' sie nicht von Lieb' und Haß die Stöße
Sonett 125: Was Wär' Es Mir Den Baldachin Zu Heben
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Was wär' es mir den Baldachin zu heben Daß äußres Thun den äußern Schimmer ehrt? Durch ew'ge That nach ew'gem Ruhm zu streben,
Sonett 126: O Du, Mein Holder Knab', Hast Überwunden
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O Du, mein holder Knab', hast überwunden, Das Stundenglas der Zeit, die flücht'gen Stunden Im Schwinden wuchsest Du, hast schön entfaltet
Sonett 127: Vor Alter Zeit Ward Nicht Das Schwarz Gepriesen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Vor alter Zeit ward nicht das Schwarz gepriesen, Und, wenn's geschah', doch nimmer schön genannt; Doch jetzt ist Schwarz als ächtes Schön erwiesen,
Sonett 128: Oft, Wenn Du Selbst Musik, Musik Mir Spielst
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Oft, wenn du selbst Musik, Musik mir spielst, Auf dem beglückten Holz, das tanzend klingt, Wenn Du mit zartem Finger lieblich wühlst,
Sonett 129: Des Geistes Kraft In Üpp'Ger Schmach Verloren
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Des Geistes Kraft in üpp'ger Schmach verloren, Fühlt Lust nur in der That, und bis zur That Wild ist sie, mörd'risch, blutig und verschworen
Sonett 130: Der Liebsten Blick Ist Nicht Wie Lichtgefunkel
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Der Liebsten Blick ist nicht wie Lichtgefunkel, Nicht sind die Lippen wie Korallen klar. Ist weiß der Schnee, so ist ihr Busen dunkel.
Sonett 131: So Wie Du Bist Erwirkst Du Herben Schmerz
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So wie Du bist erwirkst Du herben Schmerz, Gleich jener die durch Schönheit Strenge übt. Du weißt es wohl, wie mein bethörtes Herz,
Sonett 132: Ja, Deine Augen Lieb' Ich, Welche Klagen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ja, deine Augen lieb' ich, welche klagen, Wohl wissend, wie mit Hohn mich quält Dein Herz, Sich schwarz gekleidet, Trauerflöre tragen,
Sonett 133: Dem Herzen Weh! Das Mein'S Erfüllt Mit Pein
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Dem Herzen weh! das mein's erfüllt mit Pein, Durch Wunden, die's dem Freund und mir geschlagen. Wär's nicht genug zu quälen mich allein?
Sonett 134: Nun Wohl! Ich Sag' Es Laut. Er Bleibe Dein
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nun wohl! ich sag' es laut. Er bleibe Dein Auch ich will Deinem Willen mich verschreiben Ich bleib' als Bürge, wenn (dies) I dem l andren Mein
Sonett 135: Wem Ward Der Wunsch Erfüllt? Dir Ward Der Wille
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wem ward der Wunsch erfüllt? Dir ward der Wille Und Will' im höchsten Mas, und bis zuletzt Mehr als genug, ward ich zur Ueberfülle,
Sonett 136: Will Mich Dein Herz In Deiner Näh' Nicht Lassen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Will mich Dein Herz in Deiner Näh' nicht lassen, So sag' dem blinden Herz ich sey Dein Wille Und Will', das weiß Dein Herz, wird eingelassen
Sonett 137: Wie Schwächst Du, Liebe, Meiner Augen Kraft
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Wie schwächst Du, Liebe, meiner Augen Kraft Sie blicken wohl, doch sehn nicht was sie sehn. Nicht fremd war mir der Schönheit Eigenschaft,
Sonett 138: Schwört Mir Die Liebste Sie Sey Treu Gesinnt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Schwört mir die Liebste sie sey treu gesinnt, So glaub' ich's, wissend daß sie sich verstellt: Sie glaubt alsdann ich sey noch halb ein Kind,
Sonett 139: Mich Rufst Du Auf Das Unrecht Noch Zu Schmücken?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Mich rufst Du auf das Unrecht noch zu schmücken? Das Deine Grausamkeit an mir vollbracht? Verwund' mein Herz mit Worten, nicht mit Blicken,
Sonett 140: So Wie Du Grausam Bist Sey Weis' Und Quäle
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So wie Du grausam bist sey weis' und quäle Zu grausam nicht mein schweigsam duldend Herz Sonst leiht der Gram mir Wort', und ich erzähle
Sonett 141: Nicht Meine Augen Schufen Diese Flammen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Nicht meine Augen schufen diese Flammen Die tausend Mängel in Dir aufgefunden Mein Herz nur bethet an, was sie verdammen,
Sonett 142: Sünd' Ist Mein Lieben, Meine Tugend Haß
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Sünd' ist mein Lieben, meine Tugend Haß, Der Sünden Haß, die sünd'ger Lieb' entstammen. Doch miß'st Du Deine Schuld mit meinem Mas,
Sonett 143: So Wie Die Hausfrau Läuft, Um Einzufangen
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
So wie die Hausfrau läuft, um einzufangen Ein Küchlein, das der treuen Huth entschlüpft Ihr Kind setzt sie zur Erd', und mit Verlangen
Sonett 144: Zu Freud Und Qual Mich Zweifach Lieben Reißt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Zu Freud und Qual mich zweifach Lieben reißt, Gleich Schatten folgen beide meinen Schritten Ein schöner Jüngling ist der gute Geist,
Sonett 145: Die Lippen, Die Cupido Machte
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Die Lippen, die Cupido machte, Sie sagten: Ewig will ich hassen – Zu mir, der jammernd nach ihr schmachte
Sonett 146: O Seele! Centrum Meiner Sünd'Gen Erde
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O Seele! Centrum meiner sünd'gen Erde, Von Mächten stolz verhöhnt, die Dich umgeben! Dich drückt zu Boden Ohnmacht und Beschwerde,
Sonett 147: Ein Fieber Ist Die Lieb', Und Stets Begehrt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ein Fieber ist die Lieb', und stets begehrt Sie das, was ihres Uebels Mas muß füllen, Sie lebt von dem was ihre Krankheit nährt,
Sonett 148: Weh Mir! Hat Lieb' Der Augen Licht Geblendet?
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Weh mir! Hat Lieb' der Augen Licht geblendet? Ist wahres Sehn auf ewig mir entrückt? Wo nicht: wohin hat sich Vernunft gewendet
Sonett 149: Kalt Schiltst Du Mich? Wohl Muß Mich'S Bitter Kränken
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Kalt schiltst Du mich? Wohl muß mich's bitter kränken, Da ich mit Dir mich gegen mich verschworen. Vergeß ich nicht mein selbst, um Dein zu denken:
Sonett 150: O Welche Macht Gab Dir Die Höchste Macht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
O welche Macht gab Dir die höchste Macht Daß Unzulänglichkeit mein Herz regiert? Die Seel' der Augen wahren Blick verlacht,
Sonett 151: Lieb' Ist Zu Jung, Gewissen Kennt Sie Nicht
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Lieb' ist zu jung, Gewissen kennt sie nicht Doch ist Gewissen aus der Lieb' geboren. Drum, Süße, mahn' mich nie an meine Pflicht,
Sonett 152: Ich War Meineidig Da Ich Dich Geliebt
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Ich war meineidig da ich Dich geliebt. Doch zwiefach brach'st Du Treu', die Du geschworen: Der Ehe Schwur, der Liebe neu Gelübd,
Sonett 153: Amor Legt' Hin Die Fackel Und Entschlief
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Amor legt' hin die Fackel und entschlief Da kam ein Mädchen aus Dianas Schar Die taucht' das Lieb entzündend' Feuer tief,
Sonett 154: Entschlummert War Der Kleine Gott Der Liebe
William Shakespeare
shakespeare
Dorothea Tieck
dorothea
Entschlummert war der kleine Gott der Liebe, Zur Seit' ihm lag sein herzdurchglühnder Brand. Doch Nymphen, die entsagt dem heißen Triebe,